17,5 kg schwere Zystenleber erfolgreich entfernt

Pressemitteilung

Verena Geier hat am 23. August 2018 mit einem Schlag ca. 40 kg abgenommen. Der Grund: Ihre Leber war von unzĂ€hligen Zysten durchsetzt, die zu einem unglaublichen Lebergewicht von 17,5 kg fĂŒhrten. Zudem hatte sich im Bauchraum der Patientin extrem viel Wasser angesammelt. Die Transplantationsspezialisten des LKH-Univ. Klinikum Graz entfernten daher das komplette Organ und ersetzten es durch ein neues. Die Steirerin bekam damit ihr Leben samt hoher LebensqualitĂ€t zurĂŒck.

Pressekonferenz (v. li.): Ass.-Prof. Dr. Wofgang Köle, Ärztlicher Direktor des LKH-Univ. Klinikum Graz, Univ.-Prof. DDr. Peter Schemmer, Leiter Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Patientin Verena Geier, Priv.-Doz. Dr. Daniela Kniepeiss, Klinische Abteilung fĂŒr Transplantationschirurgie und Anita Fuchs, Stationsleitung | ©W. Stieber/LKH-Univ. Klinikum Graz

Das Anziehen von Socken, Stiegensteigen, Spazierengehen – das sind nur einige der AktivitĂ€ten, die fĂŒr Verena Geier bis vor einem halben Jahr kaum bis gar nicht mehr möglich waren. „Mein Bauchumfang war derartig riesig, dass ich zum Schluss sogar Probleme beim Autofahren hatte. Meine HĂ€nde waren fast zu kurz, um das Lenkrad zu erreichen“, erzĂ€hlt die Steierin rĂŒckblickend. Parallel dazu plagten sie Atemnot und starke Schmerzen in der WirbelsĂ€ule. Grund fĂŒr die Beschwerden war eine auf 17,5 kg angewachsene Leber. In ihr hatten sich unzĂ€hlige Zysten, also flĂŒssigkeitsgefĂŒllte HohlrĂ€ume, gebildet, die nach und nach das Lebergewebe ersetzten. „Man spricht hier von einer sogenannten Zystenleber. Dabei handelt es sich um eine angeborene und meist gutartige Erkrankung“, erklĂ€rt Priv.-Doz. Dr. Daniela Kniepeiss. Die GrĂ¶ĂŸe, die die Zystenleber der Patientin erreicht hatte, sei aber selbst fĂŒr sie als erfahrene Transplantationschirurgin absolut außergewöhnlich. „In der Fachliteratur ist weltweit kein vergleichbarer Fall beschrieben“, so Kniepeiss.

Leberzysten 2005 entdeckt

Patientin vor der OP | ©V. Geier

Die Zysten hatten sich bei Verena Geier 2005 zum ersten Mal bemerkbar gemacht. „Ich hatte damals abwechselnd einen Tag Fieber, einen Tag nicht. Nach einer Woche meinte mein Hausarzt, ich solle mich genauer untersuchen lassen. Im Ultraschall hat man dann die HohlrĂ€ume entdeckt“, erzĂ€hlt die Patientin. Beobachten und Abwarten, lautete die Devise – bei derartigen Erkrankungen eine gĂ€ngige Vorgehensweise. Auf Empfehlung einer Freundin hin konsultierte die Steierin dennoch 2010 Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert, Leiter der Klinischen Abteilung fĂŒr Gastroenterologie und Hepatologie der Grazer Univ.-Klinik fĂŒr Innere Medizin. Im Rahmen einer Studie bekam sie zwei Jahre lang einmal pro Monat ein spezielles Medikament, das die Zysten verkleinern bzw. verschwinden lassen sollte. Leider ohne Erfolg.

CT von Zystenleber ©LKH-Univ. Klinikum Graz

Beobachten und Abwarten lautete daher neuerlich die Devise, wobei bereits damals auf die Möglichkeit einer Transplantation hingewiesen wurde. Im April 2018 kam das Thema dann nochmals aufs Tapet. „Prof. Fickert riet mir eindringlich, mich von Univ.-Prof. DDr. Schemmer, dem Leiter der Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, beraten zu lassen“, erzĂ€hlt die Patientin. Sehr skeptisch sei sie gewesen, „aber letztlich hat es auch fĂŒr mich keine andere Option gegeben, Prof. Schemmer und Dr. Kniepeiss konnten mir jegliche Bedenken nehmen“, sagt die 34-JĂ€hrige heute. An besagtem 23. August 2018 fĂŒhrte dann Univ.-Prof. DDr. Schemmer die vierstĂŒndige Operation durch. Wobei anfangs, so erklĂ€rt er, aufgrund der Skepsis der Patientin kurz ĂŒberlegt worden sei, eine Zystenentdeckelung durchzufĂŒhren. „Dabei werden die Zysten geöffnet, sodass die FlĂŒssigkeit abfließen kann. Nachdem wir aber alle Befunde nochmals geprĂŒft hatten, war klar, dass das ganze Organ ausgetauscht werden musste. Da die Bildung der Zysten nicht aufzuhalten war, wĂ€re es nicht zielfĂŒhrend gewesen, einzelne davon zu behandeln“, erklĂ€rt der Spezialist.

Nach der OP war Verena Geier um gut 40 Kilogramm leichter. „Abgesehen von der riesigen Leber hatte ich extrem viel Wasser im Bauch“, erzĂ€hlt sie. Die erste Zeit danach musste sich der Körper erst darauf einstellen. Vor allem der Kreislauf war im Keller. Aber: Schritt fĂŒr Schritt ging’s zurĂŒck in ein Leben mit hoher LebensqualitĂ€t. „Sicher muss ich nun lebenslang Immunsupressiva nehmen, aber das ist wirklich kein Problem, denn ich habe keinerlei EinschrĂ€nkungen im Alltag mehr“, sagt Geier. „Die Entscheidung fĂŒr die Transplantation war also mit Sicherheit die richtige.“

Zahlen, Daten, Fakten

Eine Zystenleber bzw. polyzystische Lebererkrankung tritt sehr selten auf – eine von 10.000 Personen erkrankt daran. Die Ursache ist meist genetisch bedingt. Die einzig mögliche Therapie ist die Entfernung des erkrankten Organs (oder Teilen davon), denn eine medikamentöse Behandlung gibt es nicht.

2018 wurden an der Klinischen Abteilung fĂŒr Transplantationschirurgie der Univ.- Klinik fĂŒr Chirurgie des LKH-Univ. Klinikum Graz 39 Spenderlebern, 99 Nieren und zwei BauchspeicheldrĂŒsen transplantiert. Seit Februar ist auch ein neues OrgankonservierungsgerĂ€t im Einsatz, das es ermöglicht, eine Spenderleber bis zu 72 Stunden lang zu konservieren. Bisher war das fĂŒr ca. zwölf Stunden möglich. Das GerĂ€t wird auch mobil eingesetzt, d. h. die Transplantationschirurgen können das Spenderorgan direkt nach der Entnahme ĂŒbernehmen und nach Graz transportieren.

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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