Bauen fĂŒr eine andere Art von Ewigkeit
Medizinische Methoden und die damit verbundenen Anforderungen an SpitĂ€ler verĂ€ndern sich. Um möglichst flexibel auf einen verĂ€nderten Bedarf reagieren zu können, hat die SteiermĂ€rkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) am LKH Graz II, Standort SĂŒd, zwei zu groĂen Teilen rĂŒckbaubare und andernorts weiternutzbare GebĂ€ude errichtet. Eines davon wurde nun im Rahmen eines Forschungsprojektes in Hinblick auf âRe-Useâ, also Wiederverwendbarkeit sĂ€mtlicher Bestandteile, als Fallbeispiel analysiert. AnlĂ€sslich des Global Recycling Days am 18. MĂ€rz gibt die KAGes einen Einblick in die angewandte modulare Bauweise.

Generalsanierungen ganzer Stationen bei laufendem Betrieb gestalten sich in KrankenhĂ€usern schwierig. Am LKH Graz II, Standort SĂŒd, wurde daher in den Jahren 2017 und 2020 vor einer anstehenden Stationssanierung eine Ausweichstation fĂŒr einen Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren eröffnet. Sollten sich die rĂ€umlichen Anforderungen Ă€ndern, kann zumindest die HĂ€lfte des 1.400 Quadratmeter NutzflĂ€che umfassenden GebĂ€udes auf dem GelĂ€nde eines anderen LKH weitergenutzt werden, wenn dort der Bedarf steigt.
âDie 18 Patientenzimmer sind in Raumzellen-Bauweise errichtet, also jedes Zimmer samt Nasszelle besteht aus einer unabhĂ€ngigen Holzkonstruktion, die mittels Kran auf einen LKW geladen werden und andernorts wieder aufgestellt werden kannâ, erklĂ€rt DI Rupert Richter-Trummer von der KAGes, der als Projektleiter die Planung des GebĂ€udes betreut hat. Derzeit bilden die Raumzellen einen Pavillon; grundsĂ€tzlich sind sie aber bis zu vier Stockwerke hoch stapelbar. Diese Zimmer wurden mittels GĂ€ngen aus BrettsperrholzwĂ€nden, -böden und -decken miteinander verbunden. Auch die gröĂeren FunktionsrĂ€ume wie Therapiezimmer und PflegestĂŒtzpunkt wurden auf diese Art errichtet.
Die Methode des Bauens mit bereits weitgehend vorgefertigten Raumzellen besticht auch durch eine extrem kurze Errichtungszeit: Das gesamte GebĂ€ude war nach sechsmonatiger Bauzeit vor Ort schlĂŒsselfertig, wodurch auch die BeeintrĂ€chtigung der Spitalsumgebung minimal gehalten werden konnte.
Innovativer KAGes-Bau ausgewÀhlt
Aufgrund seines innovativen Ansatzes zur weitgehenden Wiederverwendbarkeit wurde das GebĂ€ude der Station H2 als Fallbeispiel fĂŒr das Forschungsprojekt âBuild.Re-Useâ ausgewĂ€hlt, das unter der Projektleitung des AEE INTECâ Institut fĂŒr Nachhaltige Technologien in Gleisdorf durchgefĂŒhrt wurde. Ziel des von der Ăsterreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Projektes war es, anhand von Positivbeispielen Bewertungskriterien fĂŒr eine Kreislauf-Bauwirtschaft zu definieren und in einem praxisnahen Handbuch zusammenzufassen. Auf Basis dieser Publikation soll es kĂŒnftig leichter möglich sein, Bauten mit möglichst vielen wiederverwendbaren Komponenten zu errichten und innovative Kooperations- und GeschĂ€ftsmodelle fĂŒr den RĂŒckbau von Bauobjekten zu entwickeln.
Auch der Holzbau des LKH Graz II wurde im Rahmen der wissenschaftlichen Analyse gedanklich in alle Einzelteile zerlegt und auf deren Wiederverwertbarkeit und Wieder-Verkaufsmöglichkeit hin ĂŒberprĂŒft.
Am eigenen Objekt gelernt
Die KAGes hat es sich zum Ziel gesetzt, in all ihren Bauten möglichst wiederverwertbare und wiederverwendbare Einzelteile einzusetzen und diese, wenn möglich, so miteinander zu verbinden, dass sie im Fall des Abbaus materialschonend voneinander zu lösen sind, sie also nicht miteinander verkleben.
âEinige Kriterien fĂŒr Wiederverwendbarkeit haben wir bereits in den KAGes-eigenen Zielsetzungskatalog Nachhaltiges Bauen aufgenommen. Das aktuelle Forschungsprojekt geht noch weiter ins Detail und hat uns unter anderem anhand unseres eigenen GebĂ€udes aufgezeigt, wo hier noch zusĂ€tzliches Potential liegtâ, betont HR Ing. Mag. Thomas Hofer, KAGes-Direktor fĂŒr Technik und IT.
Bevor die Bauwirtschaft umfassend kreislauffÀhig gestaltet werden kann, sind jedoch noch offene Fragen zu klÀren, beispielsweise Haftungsfragen, die sich aus der Weiterverwendung von bereits gebrauchten GebÀudeteilen ergeben.
Daten & Fakten:
Die Ausweichstation am LKH Graz II mit 1.459 m2 NettogrundrissflÀche wurde in den Jahren 2019/2020 in nur sechsmonatiger Bauzeit errichtet.
Sie umfasst 18 Patientenzimmer mit eigenem Bad (36 Betten), drei TagrĂ€ume, zwei MultifunktionsrĂ€ume, ein Untersuchungszimmer, vier TherapierĂ€ume und den StĂŒtzpunkt, auĂerdem ergĂ€nzende FunktionsrĂ€ume, beispielsweise den Sozialraum fĂŒr das Personal, LagerflĂ€chen und Platz fĂŒr Ver- und Entsorgung.
Die Nutzung ist fĂŒr mindestens 15 bis 20 Jahre am Standort gedacht; eine Verlegung der Raumzellen fĂŒr die Patientenzimmer darĂŒber hinaus ist möglich.
Die Baukosten lagen bei rund sechs Millionen Euro.
Mag. (FH) Nicole Friesenbichler, MA
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
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