Dominant in MĂ€nnerhand

Pressemitteilung
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Hand zerfetzt, Auge geplatzt oder Trommelfell gerissen: Alle Jahre wieder mĂŒssen auf den (Notfall-)Ambulanzen des LKH-Univ. Klinikum Graz Menschen – und zwar ĂŒberwiegend MĂ€nner – versorgt werden, die sich beim Böller- oder Raketenschießen schwer verletzt haben. Der Appell der Experten daher: HĂ€nde weg von Böllern, Abstand halten von Knallfröschen und das Abschießen von Feuerwerken ausschließlich den Profis ĂŒberlassen. Letzteres gilt auch fĂŒr die Gestaltung von Lasershows, denn auch der direkte Blick ins bunte Laserlicht kann schwer ins Auge gehen.

Bild v. li.: Univ.-Prof. Dr. Markus Gugatschka, Vorstand der Univ.-Klinik fĂŒr Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung fĂŒr Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Medizin der Univ.-Klinik fĂŒr Chirurgie, und Priv.-Doz. Dr. Domagoj Ivastinovic, Univ.-Klinik fĂŒr Augenheilkunde cLKH-Univ. Klinikum Graz/Kurt Remling

FĂŒr die Verletzungen sorgen meist minderwertige, im Ausland erworbene Feuerwerkskörper, die schneller explodieren als man erwartet oder es gar nicht tun, sodass die Pseudopyro-techniker den Kracher nochmals persönlich unter die Lupe nehmen und dadurch z. B. Finger oder Augen verlieren bzw. den Ohren ein Knalltrauma verpassen. Einige der UnfĂ€lle sind auch auf abenteuerliche Mutproben – wer hĂ€lt den Böller lĂ€nger in der Hand – zurĂŒckzufĂŒhren oder ganz einfach eine „b’soffene G’schicht“.

Achtung Knallfrosch!

Dass auch Knallfrösche verletzungstechnisch nicht zu unterschĂ€tzen sind, betont Univ.-Prof. Dr. Markus Gugatschka, Vorstand der Univ.-Klinik fĂŒr Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. „Alles, was explosionsartig LĂ€rm erzeugt, ist potentiell gefĂ€hrlich und sollte nur mit ausreichend Sicherheitsabstand gezĂŒndet werden. Ein Knallfrosch, der knapp neben dem Ohr explodiert, kann selbstverstĂ€ndlich dem Gehör schaden. Knallkörper können eine LautstĂ€rke von 130 bis 175 Dezibel erreichen – das ist lauter als ein Presslufthammer“, sagt der Experte. Die Verlet-zungen, die die Ohren durch Kracher davontragen, reichen von Tinnitus ĂŒber vorĂŒber-gehenden oder bleibenden Hörverlust bis hin zum Riss des Trommelfells. Zum GlĂŒck sind letztere eher selten, sodass die Zahl der Patient*innen, die nach einem Unfall mit Feuerwerkskörpern auf der Univ.-Klinik fĂŒr HNO behandelt werden mĂŒssen, ĂŒberschaubar ist.

Raketen, die ins Auge gehen, Böller, die HÀnde wegsprengen

Anders ist die Situation an der Univ.-Klinik fĂŒr Augenheilkunde. Zu Silvester 2021/2022 mussten österreichweit gut 40 Patient*innen versorgt werden, die sich mit Feuerwerkskörpern verletzten. „Wir hatten etwa acht Personen: vom achtjĂ€hrigen Kind bis zum 59-jĂ€hrigen Mann, wobei die beiden Patienten glĂŒcklicherweise nur leicht verletzt waren. Chirurgische Eingriffe sind bei etwa 20 Prozent aller Betroffenen notwendig“, erklĂ€rt Augenfacharzt Priv.-Doz. Dr. Domagoj Ivastinovic. Die Palette der Verletzungen reiche von leichten Verbrennungen der Augenlider ĂŒber Fremdkörper, die auf der AugenoberflĂ€che stecken, bis hin zu schweren SchĂ€den, weil das Auge platzt. Im schlimmsten Fall kommt es zum kompletten Verlust des Auges und zur Notwendigkeit einer Augenprothese. Wobei die Patient*innenzahlen seit dem offiziellen Feuerwerksverbot und der Tatsache, dass etliche Diskonter Böller und Co. aus dem Sortiment genommen haben, um gut 50 Prozent gesunken sind.

Was die Geschlechterverteilung betrifft, verletzen sich definitiv mehr MĂ€nner als Frauen mit Feuerwerkskörpern. Das VerhĂ€ltnis betrĂ€gt 85 zu 15 Prozent, wobei die Frauen meist nicht selbst die Raketen gezĂŒndet haben. Der Altersschnitt liege zwischen 20 und 30 Jahren, so der Augenarzt. Er weist zudem darauf hin, dass nicht nur das bunte Feuerwerk, sondern auch die alternative Laserlichtshow ins Auge gehen kann. „NĂ€mlich dann, wenn man direkt hineinblickt. Der Laserstrahl kann u. a. die Netzhaut massiv schĂ€digen.“

Das Spiel mit den Knallern ist also „dominant in MĂ€nnerhand“, wie’s Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung fĂŒr Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, ausdrĂŒckt. In seinem Fachbereich liegt die Zahl sogar bei 90 bis 95 Prozent. „Bei uns sind es vorrangig massive Handverletzungen, die die Leute davontragen. Wir hatten schon Personen, die sich eine Hand komplett weggesprengt und an der anderen Hand durch die Explosion Finger verloren hatten. Das sind Verletzungen, die man sonst nur aus Kriegs-gebieten kennt, z. B. aufgrund von Granatenbeschuss. Bleibende SchĂ€den sind vielfach die Folge, schlimmstenfalls können die Patienten versterben“, so der plastische Chirurg, der jedoch auch betont, dass sein Team und er wirklich nur die schweren FĂ€lle und damit die Spitze des Eisberges aller Verletzten sehen. Wichtig fĂŒr die Behandlung: „Bitte immer alle weggesprengten Teile mitbringen. Idealerweise daher z. B. den abgesprengten Finger in ein feuchtes Tuch wickeln, in ein Plastiksackerl stecken und dieses wiederum in ein zweites, mit Eis gefĂŒlltes Sackerl geben. Dadurch vermeidet man auch GefrierschĂ€den und die Chancen steigen, dass der Finger wieder angenĂ€ht werden kann“, sagt Kamolz. Die Gesamt-Patient*innenzahlen in seinem Bereich seien in etwa dieselben wie an der Univ.-Augenklinik.

Im Zweifelsfall zur/m Mediziner*in

FĂŒr Erstversorger gilt: Fremdkörper niemals entfernen, egal, in welchem Körperteil sie stecken, Brandwunden vorsichtig kĂŒhlen und keine AugenspĂŒlungen durchfĂŒhren. Im Zweifelsfall so schnell wie möglich eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen bzw. bei massiveren Verletzungen sofort ins Spital fahren. Kleine Verbrennungen können auch zuhause verarztet werden. „Nur bitte keine Hausmittel wie beispielsweise Zahnpasta verwenden. Spezielle Schaumsprays können bei kleinen Verbrennungen benĂŒtzt werden – ebenso wie SpezialverbĂ€nde, die man in der Apotheke bekommt“, empfiehlt Kamolz.

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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