Gemeinsam im Sinne junger Zöliakie-Patienten
Von Prag ĂŒber Graz bis ChiĆinÄu: Beim EU-Projekt âCD SKILLSâ ziehen Experten aus sieben Donaustaaten fĂŒr Zöliakie-Patienten an einem Strang. Vom Wissensaustausch ĂŒber die Diagnose und Behandlungsmethoden der Erkrankung bis zu Fortbildungsprogrammen reicht die Palette der fokussierten Inhalte. Das Team rund um die PĂ€diatrische Gastroenterologin Univ.-Prof. Dr. Almuthe Hauer von der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendheilkunde des LKH-Univ. Klinikum Graz ist einer der 13 Projektpartner, die sowohl aus dem medizinisch-universitĂ€ren Bereich als auch aus der Lebensmittelbranche sowie der Politik stammen. (November 2020)
Krampfartige Bauchschmerzen, quĂ€lende BlĂ€hungen, unangenehmer Durchfall, oft gepaart mit lĂ€stigem Kopfweh: Wenn diese Symptome regelmĂ€Ăig dem Genuss des flaumigen Striezels oder eines knusprigen Vollkornbrots folgen, dann, so haben interessierte Eltern hierzulande gelernt, wird die Verdauung ihres Sprösslings mit der Verarbeitung irgendeines NĂ€hrstoffs nicht fertig. Nicht selten fĂ€llt der Verdacht auf Gluten, das in vielen Getreidesorten steckt. Ob dieses KlebereiweiĂ tatsĂ€chlich der Verursacher ist, kann jedoch nur der Facharzt feststellen. Wenn ja, so leidet der Betroffene an Zöliakie, vertrĂ€gt also Gluten nicht und kĂ€mpft mit besagten Problemen.
EU-Projekt stĂ€rkt âCeliac Disease Skillsâ von Prag bis ChiÈinÄu Ăsterreich- sowie weltweit ist mehr als ein Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. WĂ€hrend die Erkrankung vielen MitteleuropĂ€ern durchaus gelĂ€ufig ist, fehlt es ihr in anderen Staaten an Bekanntheit â und das nicht nur bei Eltern, sondern durchaus auch im medizinischen Bereich. Dieser Situation trĂ€gt nun das Projekt âCD Skillsâ (Celiac Disease, englisch fĂŒr Zöliakie) Rechnung. Es wurde vom UniversitĂ€tsklinikum Maribor initiiert, startete vergangenen Juli und ist mit 1,7 Millionen Euro dotiert. Die Mittel wurden im Rahmen des âEU-Interreg Danube Transnational Programmâ bereitgestellt. Insgesamt konnten zwölf Projektpartner aus Belgrad, Budapest, Bukarest, Debrecen, Graz, Prag, Meran, Varna, Zagreb und ChiĆinÄu gewonnen werden, wobei Graz â und damit Ăsterreich â mit dem Team rund um die PĂ€diatrische Gastroenterologin Prof. Dr. Almuthe Hauer von der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendheilkunde des LKH-Univ. Klinikum Graz vertreten ist. 300 Zöliakie-Patienten laufend am Klinikum Graz betreut Univ.-Prof. Dr. Hauer leitet das international zertifizierte Weiterbildungszentrum fĂŒr PĂ€diatrische Gastroenterologie, Hepatologie und ErnĂ€hrung des Klinikum Graz sowie seit Kurzem auch das erste Ausbildungszentrum fĂŒr dieses Fachgebiet an einer österreichischen UniversitĂ€tsklinik. Somit kĂŒmmert sie sich mit ihren Kollegen um junge Zöliakie-Patienten und forciert die Aus- und Weiterbildung. An der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendheilkunde werden jĂ€hrlich ca. 30 Patienten neu mit Zöliakie diagnostiziert und mehr als 300 Kinder und Jugendliche, die an der Krankheit leiden, kontinuierlich betreut. Als Vorstandsmitglied der ESPGHAN, der global federfĂŒhrenden Fachgesellschaft fĂŒr PĂ€diatrische Gastroenterologie, Hepatologie und ErnĂ€hrung, ist Hauer auch bei der Erarbeitung von Leitlinien fĂŒr die Betreuung von Zöliakie-Patienten involviert. âIch habe daher sehr gerne zugesagt, als wir gefragt wurden, ob wir Partner sein möchtenâ, erzĂ€hlt sie. Den Grazern stehen fast 160.000 Euro aus dem Projektbudget zur VerfĂŒgung. Ende 2022 soll CD SKILLS abgeschlossen sein und die Partner sind zuversichtlich, dass die angepeilten Ziele dann auch auf Schiene gebracht werden konnten. Denn schlussendlich, so sind sich alle einig, geht es darum, den Betroffenen zu helfen, ihre LebensqualitĂ€t wiederzuerhalten, die Kollegen im Rahmen von Schulungen fit fĂŒr die Betreuung ihrer Patienten zu machen und Kliniken zu unterstĂŒtzen, die ESPGHANLeitlinien fĂŒr die Betreuung von Zöliakie-Patienten auch umsetzen zu können.
Zöliakie ist eine immunvermittelte Systemerkrankung, die den Magendarmtrakt beeintrĂ€chtigt, da der Körper das in vielen Getreidesorten enthaltene Gluten â auch KlebereiweiĂ oder Kleber genannt â nicht verarbeiten kann und deshalb die Darmschleimhaut geschĂ€digt wird. Betroffene leiden u. a. unter Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, BlĂ€hungen, Durchfall, Erbrechen und Ăbelkeit. Auch Kopfschmerzen und MĂŒdigkeit zĂ€hlen zu den unterschiedlichen Symptomen. Wird die Krankheit ignoriert, kommt es zu einer chronischen DarmentzĂŒndung, bei der sich die DĂŒnndarmzotten zurĂŒckbilden (Atrophie). Dies hat wiederum eine MangelernĂ€hrung sowie bei Kindern eine teils massive Wachstumsstörung zur Folge. Die Ursachen der Erkrankung sind bisher noch nicht ganz geklĂ€rt, aber ihre Therapie, nĂ€mlich die konsequente Umstellung der ErnĂ€hrung mit einem gĂ€nzlich glutenfrei gestalteten Speiseplan der Betroffenen, bedeutet ein vollkommen beschwerdefreies Leben
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