Mit kleiner feiner Klinge gegen Lungenfehlbildungen
Vor Kurzem wurde dem einjĂ€hrigen Franz Hubert an der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie ein Lungenlappen entfernt. Der Kleine litt an der angeborenen Lungen-fehlbildung âCongenital Pulmonary Airway Malformationâ (CPAM). Dabei entstehen wĂ€hrend der Schwangerschaft Zysten in der Lunge, die sogar bösartig entarten können. Wird der befallene Lappen im Babyalter entfernt, ĂŒbernehmen die restlichen Lappen die Funktion und das betroffene Kind gilt als geheilt. So wie Franz Hubert, der bereits am 4. Tag nach der OP nachhause gehen konnte. Ein derartiger Erfolg ist in der Steiermark nur am LKH-Univ. Klinikum Graz durch die interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit vieler Berufsgruppen möglich. Letztendlich tragen diese Kooperationen dazu bei, das Gesundheitssystem zu entlasten, da langwierige Folgebehandlungen vermieden werden können.
Neugieriger Blick, entspanntes Nuckeln am Schnuller und das Lieblingskuscheltier im Arm â so sieht ein relaxtes Baby aus. WĂŒsste man nicht, dass bei dem kleinen Franz Hubert nur ein paar Tage davor eine schwere OP durchgefĂŒhrt wurde, wĂŒrde man meinen, er hat gerade gegessen und freut sich auf sein Mittagsschlaferl. Dabei lebt er derzeit mit vier statt mit fĂŒnf Lungenlappen, denn der rechte untere musste ihm aufgrund einer angeborenen Fehlbildung âCongenital Pulmonary Airway Malformationâ, kurz CPAM, entfernt werden. âDabei bilden sich vor der Geburt Zysten, die sich spĂ€ter entzĂŒnden und im schlimmsten Fall zu einem bösartigen Tumor entarten könnenâ, sagt Holger Till, Vorstand der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie. Die einzige Möglichkeit, die CPAM nachhaltig zu behandeln, sei, den betroffenen Lungenlappen zu entfernen. FĂŒhrt man die Entfernung im SĂ€uglingsalter durch, ĂŒbernehmen die restlichen Lungenlappen die Funktion.
Seltene Lungenfehlbildung
Die CPAM stellt eine seltene angeborene Fehlbildung der Lunge dar und betrifft etwa eines von 4.000 Neugeborenen. Im verĂ€nderten Lungenlappen kommt es nicht zur Ausreifung eines normalen Atemgewebes, sondern zur Zystenbildung. Die Ursachen fĂŒr die Erkrankung sind nach wie vor unbekannt. Meist wird sie wĂ€hrend der Schwangerschaft entdeckt. âBei uns warâs in der 20. Schwangerschaftswoche beim Organscreening. Es war eine Hiobsbotschaft, denn meine Schwangerschaft war unbeschwert und ich hatte nie Problemeâ, erzĂ€hlt Mama Sabrina. Auch als ihr Sohn dann auf der Welt war, hĂ€tten AuĂenstehende nie vermutet, dass er an dieser Fehlbildung leidet. Wie die meisten betroffenen Kinder hatte er nie Schmerzen oder Atemprobleme. âDie Erkrankung wurde daher beobachtet, z. B. mittels MRT, wofĂŒr Franz Hubert aber eine Vollnarkose brauchteâ, erinnert sich die Mutter.
Operation rund um den ersten Geburtstag
âIn der Regel operieren wir die Babys am Ende des 1. Lebensjahres, da sie in dem Alter gut fĂŒr einen solchen Eingriff gerĂŒstet sind. Gibt es jedoch davor schon Probleme wie Infektionen oder OrganverdrĂ€ngungen, kann die OP auch frĂŒher erfolgenâ, so Till. Die Entfernung eines Lungenlappens bei einem Baby erfordert selbst von einem eingespielten OP-Team wie jenem der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie die allerfeinste, kleine Klinge und ist in der Steiermark daher auch nur am Uniklinikum möglich. âWir konnten den Eingriff minimalinvasiv durchfĂŒhrenâ, sagt der Klinikvorstand. Der befallene Lappen wurde mit vier, nur wenige Millimeter groĂen Instrumenten entfernt. Dadurch braucht der Brustkorb nicht geöffnet zu werden, Muskeln und Rippen bleiben also unverletzt. Im Vergleich zur offenen OP ist der Eingriff deutlich weniger schmerzhaft und belastend. Im Normalfall bleiben die Babys gut zwei Wochen im Spital, Franz Hubert konnte bereits nach vier Tagen wieder entlassen werden.
âEs geht ihm einfach gut. FĂŒr uns ist das wie ein Wunderâ, erzĂ€hlt Mama Sabrina. Dass die belastende Situation der vergangenen eineinhalb Jahre ein derart positives Ende gefunden hat, sei, davon ist sie ĂŒberzeugt, nur dank der vielen helfenden HĂ€nde möglich gewesen, die am Uniklinikum trotz der aktuell so schwierigen Situation zum Wohle ihres Sohnes zusammengegriffen haben. âOb auf der Frauenklinik, der Kinder-Pulmonologie, der Kinderchirurgie, der AnĂ€sthesie oder der Intensivstation â ob Pflege oder Ărztinnen bzw. Ărzte, alle Mitarbeiter*innen waren immer fĂŒr uns da, haben jede Frage beantwortet und fĂŒr eine stresslose und liebevolle AtmosphĂ€re gesorgt. Vielen Dank dafĂŒr!â, sagt Franz Huberts Mama sichtlich glĂŒcklich. Der Klinikvorstand unterstreicht ihre AusfĂŒhrungen: âEin Behandlungserfolg wie dieser, ist eben nur möglich, weil wir am Uniklinikum ein interdisziplinĂ€res Team aus KinderĂ€rztinnen und -Ă€rzten, Kinderchirurg*innen sowie Kinderradiolog*innen haben, das sich um Kinder mit angeborenen Lungenfehlbildungen kĂŒmmert. Zudem stehen beim Eingriff selbst ein spezielles OP-Pflegeteam sowie ein eigener, erfahrener KinderanĂ€sthesist zur VerfĂŒgungâ, sagt er und verweist abschlieĂend noch auf einen weiteren Aspekt, den die erfolgreiche Arbeit interdisziplinĂ€rer Teams mit sich bringt: Er trĂ€gt zur Entlastung des Gesundheitssystems bei, da mögliche langwierige Folgebehandlungen vermieden werden können.
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