Neue Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Am LKH-Univ. Klinikum Graz gibt es seit einem Monat eine Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie (AKJP). Das Ambulanzteam bietet Diagnostik und erste Behandlung für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen an. Der Fokus liegt auf Kindern und Jugendlichen, die an Essstörungen, Entwicklungsstörungen oder Depressionen leiden, sowie auch auf jenen, die Unterstützung bei Transsexualität brauchen. Geführt wird die AKJP von der neu gegründeten Klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Univ.-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Stationäre Aufnahmen erfolgen nach wie vor am LKH Graz II/Standort Süd, zudem besteht eine enge Vernetzung mit den tagesklinischen Einrichtungen am LKH Hartberg und am LKH Hochsteiermark.
Jedes dritte Kind zeigt inzwischen in seiner Entwicklung psychische Auffälligkeiten. Essstörungen haben in den Jahren der Coronapandemie drastisch zugenommen und auch die Zahl von depressiven Kindern und Jugendlichen ist stark gestiegen. Vor dem Hintergrund, dass psychische Störungen meist im Alter zwischen sieben und 24 Jahren entstehen und gut 50 Prozent davon chronisch werden, wenn man sie nicht früh genug erkennt, ist es für Isabel Böge, Leiterin der Klin. Abt. für Kinder und Jugendpsychiatrie, unabdingbar, eine Einrichtung wie die neue Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie anzubieten. Insbesondere eine frühzeitige Diagnostik und die Einleitung entsprechender Behandlungsmaßnahmen kann dem Entstehen einer chronischen Krankheit entgegenwirken. Die Bandbreite der Erkrankungen, denen sich das Team widmet, reicht von Magersucht über Autismus-Spektrum-Störungen bis hin zu ADHS, Depressionen, Ängsten und Zwängen. Auch in Transgenderfragen hilft man weiter.
Vom Erstgespräch bis zum Home-Treatment
Die Betreuung startet mit einem Erstgespräch, an das sich – je nach Krankheitsbild – nach der Diagnostik ambulante Therapien und, wo erforderlich tagesklinische Einheiten oder ein stationärer Aufenthalt anschließen können. Die beiden letztgenannten Möglichkeiten erfolgen in Kooperation mit den Tageskliniken am LKH Hartberg und am LKH Hochsteiermark sowie mit der Tagesklinik und Bettenstation der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des LKH Graz II.
Wer in der AKJP betreut wird …
„Jede*r kann sich an uns wenden – ab einem Alter von 14 Jahren auch ohne Wissen der Eltern“, erklärt Böge, betont aber nachdrücklich, dass man stets alles daransetze, die Eltern in die Therapie miteinzubeziehen. „Eine psychische Erkrankung ist immer eng mit dem familiären System verwoben. Soll die Therapie erfolgreich sein, müssen die Bezugspersonen des Kindes mit an Bord sein“, so Böge. Mittel- bis langfristig liegt ihr auch der Aufbau eines Home- Treatment-Angebotes am Herzen. Dabei werden die Patient*innen zu Hause unter Einbezug der Eltern und des Umfeldes betreut. Damit kann verhindert werden, dass Patient*innen, die eine intensivere Behandlung benötigen, für mehrere Wochen aus ihrem Heimatumfeld herausgelöst werden müssen. Ein stationärer Aufenthalt erfolgt hingegen geplant, wenn eine spezielle Therapie ansteht oder akut, wenn Gefahr im Verzug ist, z. B. weil Betroffene selbstmordgefährdet sind oder sie sich fremdgefährdend verhalten.
Die neu eröffnete AKJP ist ausschließlich für ambulante Patient*innen zuständig. Sie befindet sich im Kinderzentrum des Uniklinikum Graz und wird von der Klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Univ.-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie geführt. Böges Team besteht aus Psycholog*innen und Fachärzt*innen, die Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren behandeln. Bei Entwicklungsstörungen ist die Diagnostik und Betreuung bereits ab einem Alter von zwei Jahren möglich. Als Abteilungsleiterin besetzt Böge auch die 2022 neu geschaffene Professur im Fach „Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ der Med Uni Graz. Damit hat man auch die universitäre Lehre und Forschung des Bereichs erweitert.
Für Juliane Bogner-Strauß, Landesrätin für Gesundheit, Pflege, Sport und Gesellschaft, und KAGes-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Stark ist die AKJP ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Aufbau eines flächendeckenden Angebots an Einrichtungen, in denen psychisch kranken Kindern und Jugendlichen geholfen wird. „Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen war es unbedingt notwendig, diese Spezialambulanz ins Leben zu rufen und ich bin wirklich froh, dass dies so gut gelungen ist“, sagt die Landesrätin und für Stark steht außer Frage, dass man mit der neuen Spezialambulanz nicht nur dem akuten Mangel an öffentlichen Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie entgegenwirke, sondern mittel- bis langfristig auch einen wertvollen Beitrag zur (psychischen) Gesundheit der steirischen Bevölkerung leiste.
Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie (AKJP)
Ambulanzzeiten: Mo, Mi und Fr von 8 bis 16 Uhr, Di und Do von 9 bis 17 Uhr
Krankheitsbilder: Entwicklungsstörungen, Ängste, Depression und Zwänge (Mo, Mi, Fr), Essstörungen (Di), Transgender (Do),
Terminvereinbarungen: Mo bis Mi über das Sekretariat, Tel. 0316/385-31644 oder
per Mail LauraSophie.Drescher@uniklinikum.kages.at
Webseite der Klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
Kontakt
Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz
Telefon: +43 316 385-87791
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