Aufatmen im Kreißsaal: Einsatz des „Concord Birth Trolley“

Pressemitteilung
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Die Geburtshelfer*innen und Neonatolog*innen des LKH-Univ. Klinikum Graz kommen mit einem besonderen Gepäcksstück in den Kreißsaal: dem „Concord Birth Trolley“. Es ist ein fahrbarer kleiner Geburtstisch, der direkt über dem Bauch der Mutter platziert werden kann und daher eine intensivmedizinische Versorgung des Babys ermöglicht, ohne es abnabeln zu müssen. Das schont seine Gesundheit, beruhigt die Eltern und nimmt auch Druck vom Behandlungsteam.

v. li.: Dr. Ernst Prethaler und Univ.-Ass. DDr. Nina Höller von der Klin. Abt. für Neonatologie, Univ.-Prof. Dr. Berndt Urlesberger, Leiter Klin. Abt. für Neonatologie der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Univ.-Prof. Dr. Herbert Fluhr, Leiter Klin. Abt. für Geburtshilfe der Univ.-Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde des Uniklinikum Graz

„Sie sind empfindlich wie Schmetterlinge, aber sie können alles und haben einen extrem hohen Lebenswillen“, beschreibt Univ.-Prof. Dr. Berndt Urlesberger, Leiter der Klinischen Abteilung für Neonatologie des Uniklinikum Graz liebevoll seine Schützlinge, die alle einen schweren Start ins Leben haben. Die Frühchen, die sein Team und er betreuen, wiegen zum Teil weniger als 300 Gramm.

Ca. 800 Babys sind es pro Jahr, wobei das Einzugsgebiet den gesamten süd- und südostösterreichischen Raum umfasst. Hier werden jährlich etwa 8.000 Babys geboren, gut 3.500 davon an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des LKH-Univ. Klinikum Graz. Kündigt sich ein Frühchen an, ist das neonatologische Team sofort zur Stelle.

Seit etwas mehr als einem Jahr bringen die Profis – ein/e Fachärzt*in und eine Pflegeperson – dafür ein ganz spezielles Gepäckstück mit in den Kreißsaal, den „Concord Birth Trolley“. Ein fahrbares Bettchen, auf dem nicht nur alle Geräte verbaut sind, die die Expert*innen für die intensivmedizinische Erstversorgung eines Frühchens benötigen, sondern das auch direkt über dem Bauch der Mutter platziert werden kann. Der große Vorteil: Mutter und Kind können über die Nabelschnur verbunden bleiben. „Egal, was wir unternehmen müssen, das Kleine ist auch nach der Geburt mit allem versorgt, was es braucht. Das schenkt ihm und uns die Zeit, die Atmung natürlich einsetzen zu lassen“, erklärt der Neonatologe. Die wenigen Minuten, die es meist dafür braucht, sind goldeswert. Wenn die Atmung natürlich einsetzt, wird das Herz-Kreislauf-System des Babys geschont und das Kleine ist besser für nachfolgende Behandlungen auf der Intensivstation gewappnet.

Die Verbindung zur Mutter stärkt das Baby.

„Die Verbindung von Mutter und Baby ist deshalb so wichtig, weil kurz nach der Geburt noch 50 Prozent des Blutes des Kindes in der Plazenta sind. Diese stellt zudem ein Niedrigdrucksystem dar, welches den Bluteinfluss in die Lunge während der ersten Atemzüge ideal unterstützen kann. Kommt das Baby auf die Welt, löst der erste Schrei eine Umstellung der Lungendurchblutung aus, die Stimmritzen öffnen sich, die Atmung setzt ein und das kindliche Herz-Kreislauf-System kann sich justieren. Wenn man die Nabelschnur erst dann von der Plazenta trennt, hat das keinen Einfluss mehr auf die Gesundheit des Kindes“, so Urlesberger. Ohne „Concord Birth Trolley“ muss die Nabelschnur oft sofort gekappt und das Frühchen möglicherweise sogar intubiert werden, um einer Sauerstoffunterversorgung vorzubeugen. „Eine unglaublich große Belastung für das Kind, das dann auch Schmerz- und Beruhigungsmittel bekommt“, sagt der Arzt. Das Personal wiederum stehe zusätzlich unter Stress, da man weiß, dass Schnelligkeit in der Erstversorgung wichtig ist, um Sauerstoffmangel und im schlimmsten Fall dem Tod des Babys vorzubeugen.

Bleibt das Baby aber über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden, ist dieser Druck nicht gegeben. Auch die Mutter bzw. die Eltern sind beruhigter, weil sich alles vor Ort abspielt. „Die Mutter kann ihr Kind sogar angreifen und sieht, wie gut wir es versorgen“, weiß der Neonatologe aus Erfahrung.

Ob es sich um eine Spontangeburt oder einen Kaiserschnitt handle, ist übrigens egal. Auch bei der Sectio komme der Geburtstisch zum Einsatz. Insgesamt war das im vergangenen Jahr am Uniklinikum ca. 60 Mal der Fall. Damit zählt man international zu den Vorreitern, wenn es darum geht, den Frühchen den Start ins Leben mit dem „Conocrd Birth Trolley“ zu erleichtern.

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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