Uniklinikum Graz stĂ€rkt Robotik-Chirurgie: Zweites „Da Vinci“-System verdoppelt die KapazitĂ€ten

Pressemitteilung
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Seit der ersten robotergestĂŒtzten OP mit „Da Vinci“ vor rund drei Jahren hat sich das Spektrum der Eingriffe mit modernen Robotersystemen am Uniklinikum Graz enorm erweitert und reicht heute von der Prostata-OP bis zur Nierenlebendspende. Seit MĂ€rz dieses Jahres ist ein zweiter Da Vinci im Einsatz. Beide Systeme sind zu hundert Prozent ausgelastet. Wir fragen nach: Wobei bewĂ€hren sie sich besonders? Bei welchen Eingriffen sind sie unverzichtbar? Und welche Bereiche werden demnĂ€chst hinzukommen?

Im November vor drei Jahren wurde am Uniklinikum Graz der erste „Da Vinci“ installiert, knapp zweieinhalb Jahre nach seiner Premiere bekam „Da Vinci“ VerstĂ€rkung durch ein zweites GerĂ€t seiner Art. Seither sind die beiden Chirurgieroboter an fĂŒnf Tagen pro Woche im Einsatz: Eines der GerĂ€te wird vollstĂ€ndig von der Urologie betrieben (fĂŒnf Tage pro Woche), das zweite nĂŒtzen die Klinische Abteilung fĂŒr GynĂ€kologie und die Klinische Abteilung fĂŒr Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie gemeinsam.

Zu hundert Prozent ausgelastet und unentbehrlich

Beide Systeme sind voll ausgelastet. „Das zeigt, wie groß der Bedarf ist und dass die Entscheidung fĂŒr diese Investition goldrichtig war“, sagt der KAGes-Vorstand fĂŒr Finanzen und Technik, Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA. „Mit der Anmietung eines zweiten Da Vinci-Systems im MĂ€rz dieses Jahres konnten wir die KapazitĂ€ten fĂŒr unsere Patient*innen verdoppeln, das Behandlungsspektrum erweitern und die Versorgung damit auf ein sehr hohes Niveau heben. Patient*innen profitieren von den minimalinvasiven, schonenden Eingriffen durch geringeren Blutverlust, weniger Schmerzen, kleinere Narben und deutlich schnellerer Genesung.“

KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr.h.c. Gerhard Stark ist ebenfalls ĂŒberzeugt von den QualitĂ€ten, die diese hochmodernen GerĂ€te in der Patient*innenversorgung bieten: „Durch die PrĂ€zision, die bessere Sicht und die entspannte Arbeitshaltung an der Konsole können komplexe und auch lange Eingriffe absolut prĂ€zise durchgefĂŒhrt werden.“ Der zweite „Da Vinci“ wurde am Uniklinikum Graz jedenfalls mit offenen Armen empfangen, was auch die Zahlen widerspiegeln. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 sind schon gleich viele Eingriffe robotergestĂŒtzt erfolgt wie im gesamten Jahr davor, nĂ€mlich 415. Auf der Urologie waren es mit 265 OPs sogar mehr als im gesamten Jahr davor.

Univ.-Prof. Dr. Sascha Ahyai, Klinikvorstand der Univ.-Klinik fĂŒr Urologie des LKH-Univ. Klinikum Graz | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Kurt Remling

Neue MaßstĂ€be fĂŒr PrĂ€zision und Versorgung

FederfĂŒhrend bei der Implementierung des ersten „Da Vinci“ vor drei Jahren war Univ.-Prof. Dr. Sascha Ahyai, Vorstand der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie und seit mehr als zehn Jahren renommierter „Roboterchirurg“. FĂŒr ihn sind chirurgische Telemanipulatoren – das Wort „Roboter“ ist im Grunde irrefĂŒhrend – fĂŒr eine zeitgemĂ€ĂŸe medizinische Versorgung unentbehrlich. „Die Vorteile robotisch gestĂŒtzter Eingriffe fĂŒr Patient*innen sind enorm und reichen von zehnfach besser Sicht fĂŒr Chirurg*innen bis dahin, dass Patient*innen insgesamt weniger Schmerzmittel brauchen. NatĂŒrlich ist es möglich, ohne robotische Systeme zu operieren, aber das wĂ€re ein enormer RĂŒckschritt.“

Das Haupteinsatzgebiet der robotergestĂŒtzten Chirurgie ist – international wie auch in Graz – die Urologie. Hier assistiert „Da Vinci“ an fĂŒnf Tagen pro Woche bei einer ganzen Spannbreite von Eingriffen. Der hĂ€ufigste Eingriff ist die Operation eines Prostatakarzinoms, dem hĂ€ufigsten Tumor bei MĂ€nnern (6.000 Neudiagnosen in Österreich pro Jahr). „Bei der Prostataentfernung, ob mit oder ohne Entfernung der Beckenlymphknoten, setzen wir Da Vinci absolut routinemĂ€ĂŸig ein“, erzĂ€hlt Univ.-Prof. Dr. Ahyai. Der zweithĂ€ufigste Eingriff auf der Urologie ist die Nierenteilresektion, also die Entfernung des von einem Tumor betroffenen Nierenbereichs mit Erhalt der Niere. Hinzu kommt eine große Bandbreite zwischen Nierenbeckenplastik und Blasensenkungen bis hin zu seltenen OPs des Peniskarzinoms oder Fistel-OPs, wobei sich das Spektrum der robotergestĂŒtzten Operationen laufend erweitert.

Mit „Da Vinci“ gegen GebĂ€rmutterkrebs und Endometriose

Auch in der GynĂ€kologie ist „Da Vinci“ bei vielen Operationen mittlerweile standardmĂ€ĂŸig im Einsatz. Die hĂ€ufigsten robotergestĂŒtzten Eingriffe an der Klinischen Abteilung fĂŒr GynĂ€kologie am Uniklinikum Graz sind die GebĂ€rmutter- und Lymphknotenentfernung bei Patientinnen mit GebĂ€rmutterkrebs. Weiters wird das System bei Patientinnen mit ausgedehnter Endometriose oder großen Myomen eingesetzt. Je nachdem, welche Organe betroffen sind, operieren bei Endometriose-Operationen GynĂ€kolog*innen und Urolog*innen gemeinsam an der Konsole. So können innerhalb einer einzigen OP sĂ€mtliche Endometrioseherde entfernt werden.

Von Pankreas-OPs bis Nierenlebendspende

Am stĂ€rksten erweitert wird das Spektrum der robotergestĂŒtzten Eingriffe derzeit im Bereich der Viszeralchirurgie. Auch an der Klinischen Abteilung fĂŒr Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Uniklinikum Graz hat sich die roboterassistierte Chirurgie bei vielen Eingriffen als Standard etabliert. Beispiele sind die Pankreasresektionen, also die Teilentfernung der BauchspeicheldrĂŒse, Rektum-Operationen, das gesamte Spektrum der Leberchirurgie wie die Resektion von bösartigen Tumoren in der Leber, die minimalinvasive Behandlung gut- oder bösartiger LeberlĂ€sionen sowie die Entfernung der Nebennieren und der Milz. Der Trend geht ungebrochen weiter hin zum Roboter. Auch Operationen fĂŒr Nierenlebendspenden werden in Graz robotisch durchgefĂŒhrt. Die Vorteile dieser Art der minimalinvasiven OP wie weniger Schmerzen und schnellere Genesung heben auch die Bereitschaft zu Organspenden sowie auch die Akzeptanz vonseiten der EmpfĂ€nger*innen.

Wo liegen „Da Vincis“ SchwĂ€chen?

Nicht einsetzbar sind Chirurgieroboter bisher in der Akutchirurgie, bei jeder Form von Traumata und wann immer Infektionen oder ein Eitergeschehen im Spiel sind. „Mir ist wichtig, dass den Patient*innen klar ist, dass diese Systeme absolut nichts alleine machen. Jede kleinste Aktion ist vom Chirurgen gesteuert, einzig und allein das etwaige Zittern der chirurgischen Hand wird automatisch herausgefiltert“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ahyai. „Wir haben am Uniklinikum die fĂŒr Patient*innen vorteilhafte Situation, dass alle RoboterĂ€rzt*innen auch offen operieren können. In vielen Kliniken können sie nur das eine oder das andere. Ein Wechsel von der Konsole hin an den OP-Tisch ist so bei Bedarf jederzeit sofort möglich“, ergĂ€nzt KAGes-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark.

Investitionen in topmoderne Operationstechnik

Welches ResĂŒmee lĂ€sst sich zur modernen Roboterchirurgie ziehen? „Unser Anspruch ist es, unseren Patient*innen immer die bestmögliche medizinische Versorgung zu garantieren. Durch ihr enormes Potenzial, insbesondere bei der PrĂ€zision und gleichzeitiger MinimalinvasivitĂ€t, sind OP-Roboter die beste Grundlage dafĂŒr, dass das große chirurgische Know-how unserer Ärzt*innen perfekt unterstĂŒtzt wird“, bekrĂ€ftigt der KAGes-Finanzvorstand Ulf Drabek. „Deshalb investieren wir auch weiterhin in neue Technologien, die sicherstellen, dass unsere Patient*innen von den Fortschritten in der Medizin profitieren können.“ Und die robotischen Systeme entwickeln sich rapide weiter. In der Zukunft werden auch komplizierte Operationen ĂŒber einen einzigen minimalinvasiven Zugang möglich sein, wĂ€hrend es heute noch vier kleine Schnitte braucht.

Die wesentlichen Vorteile
  • 10-fach vergrĂ¶ĂŸerte 3D-Sicht: Es werden feinste GefĂ€ĂŸe und Strukturen dargestellt, was ein sehr großer Vorteil fĂŒr eine schonende Operation ist. Weniger Nervenverletzungen, geringerer Blutverlust, viel genaueres PrĂ€parieren. Diese Vorteile tragen zu einer schnelleren Genesung der Patient*innen bei.
  • Tremorfiltriertes Operieren: Der Roboter filtert das etwaige Zittern des menschlichen Körpers (insbesondere der Hand) heraus und ermöglicht so eine sehr prĂ€zise und exakte InstrumentenfĂŒhrung.
  • 540° abwinkelbare Instrumente: Gerade in sehr engen Regionen (tiefes Becken) ist die Beweglichkeit der Instrumente ein Riesenvorteil – bei einem „Da Vinci“-Eingriff profitiert der Operateur bzw. die Operateurin von mehr Freiheitsgraden als das menschliche Handgelenk ermöglicht.

Presseanfragen

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

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