Für unsere Patientinnen und Patienten
Herzlich willkommen auf der Homepage der Universitätsklinik für Urologie des LKH-Univ. Klinikum Graz.
Unsere Seiten sollen Sie über unser Behandlungsspektrum informieren und Ihnen bei der Terminvergabe für einen ambulanten Termin oder eine Operation behilflich sein. Zur besseren Orientierung finden Sie auf unserer Startseite einen Lageplan der Klinik, unter dem Menüpunkt "unser Team" sind alle Mitarbeitenden der Urologischen Klinik angeführt.
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Urologische Krankheitsbilder
Unsere Klinik bietet das gesamte Spektrum der urologischen konservativen und operativen Behandlungen an. Über einige typische Krankheitsbilder (Ursachen, Symptome, Diagnostik, Therapie und weiterführende Links) können Sie sich hier informieren:
Harnsteinerkrankungen sind der häufigste Anlass für eine urologische Notfalleinweisung.
Ursache
Als ursächlich für die ansteigende Häufigkeit, insbesondere in den westlichen Industrieländern, gelten zunehmendes Übergewicht und veränderte Lebensumstände. Ungesunde Ernährungsgewohnheiten, wenig Ballaststoffe und unzureichende Bewegung fördern das Risiko. Auch Stoffwechselstörungen können ursächlich für Harnsteine sein. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, wobei der Unterschied weltweit geringer wird.
Symptome
Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen. Je nach Lage spricht man von Nieren- oder Harnleitersteinen. „Ruhende“ Nierensteine selbst werden von den Patient*innen meist nicht bemerkt. Erst wenn ein Stein aus der Niere in den Harnleiter rutscht und dort für eine Harnstauung sorgt, entstehen die typischen und sehr schmerzhaften Nierenkoliken, die eine sofortige ärztliche Behandlung erfordern.
Therapie
Die Behandlung von Harnsteinerkrankungen umfasst zunächst die akute Schmerztherapie. Abhängig von Größe, Lage und Beschaffenheit kann ein Stein spontan ausgeschieden werden oder muss mithilfe verschiedener minimal-invasiver Eingriffe entfernt werden. In der Akutsituation wird die Niere durch das Legen einer Harnleiterschiene entlastet.
Hier finden Sie ein Informationsvideo zur Anlage einer Harnleiterschiene (DJ-Schiene). Dies gilt auch als Vorbereitung für die Steinentfernung mittels Ureterorenoskopie (URS) oder perkutaner Nephrolitholapaxie (PCNL). Je Beschaffenheit und Lage ist auch eine Zertrümmerung von außen durch fokussierte Energiewellen möglich.
Vorbeugung
Achten Sie auf:
ausgewogene Ernährung, verzichten Sie auf Fast Food, das viel Eiweiß und Kochsalz enthält.
Bauen Sie Übergewicht ab.
Sorgen Sie für körperliche Bewegung.
Regelmäßiges, ausreichendes Trinken ist wichtig. Verzichten Sie dabei möglichst auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke.
Denken Sie bei der Prophylaxe auch an Ihre Kinder, die bekanntlich eine Vorliebe für Fast Food und Softgetränke haben.
Weiterführende Informationen
im Ratgeber der Deutschen Gesellschaft für Urologie: „Was tun gegen Harnsteine?“
beim AK Endourologie und Urolithiasis der Österreichischem Gesellschaft für Urologie: Patientenbroschüre
Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor bei Männern in Zentral- und Westeuropa. Jährlich erkranken etwa 202.000 Männer in Europa neu an diesem Tumor. 40 % der männlichen Bevölkerung in den westlichen Industrieländern tragen das Risiko einen solchen Tumor zu entwickeln, aber nur 10 % werden symptomatisch. In Österreich wird derzeit jährlich bei etwa 5.000 Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Die Klinik für Urologie verwendet modernste Diagnostikverfahren wie z. B. die MRT-Fusionsbiopsie und auch modernste chirurgische Möglichkeiten, hier sei als Beispiel die “DaVinci”- oder Roboterchirurgie bei Prostatakrebs genannt.
Ursache
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Prostatakrebs sind bislang weitgehend unklar. Als zentraler „Risikofaktor“ wird jedoch das Alter angesehen. Prostatakrebs tritt überwiegend im höheren Lebensalter auf, wobei die Häufigkeit ihren Gipfel um das 70. Lebensjahr erreicht. Zunehmend werden jedoch auch bei jüngeren Männern ab 40 Jahren Prostatakarzinome diagnostiziert. In diesen Fällen handelt es sich vergleichsweise häufiger um aggressive Tumoren mit einer schlechteren Prognose. Prostatakarzinome, die im hohen Alter diagnostiziert werden, verursachen oft keine Beschwerden und verkürzen die Lebenserwartung der Betroffenen in der Regel nicht.
Auch eine familiäre Häufung von Prostatakrebsfällen wurde mehrfach dokumentiert. Angehörige von Prostatakarzinompatienten haben ein dreifach erhöhtes Risiko, selbst an diesem Tumor zu erkranken, was auf eine genetische Komponente bei der Entstehung hindeutet. Weitere diskutierte Einflussfaktoren umfassen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.
Früherkennung und Diagnose
Eine frühzeitige Erkennung des Prostatakarzinoms, also vor dem Auftreten von Beschwerden, ist essenziell für die Heilungsaussichten der betroffenen Patienten. Beschwerden deuten oft auf ein bereits fortgeschrittenes Tumorstadium hin. Eine gezielte, risikoadaptierte Vorsorgeuntersuchung bildet daher die Basis einer effektiven Früherkennung.
In Österreich wird Männern ab dem 45. Lebensjahr empfohlen, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen. Diese werden von den Krankenkassen übernommen und umfassen die Bestimmung des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen) und in der Regel noch eine Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm.
Das PSA ist ein von der Prostata produziertes Eiweiß, das im Blut nachgewiesen werden kann. Bei den meisten Patienten mit Prostatakrebs zeigt sich ein erhöhter PSA-Wert. Dieser sollte stets altersabhängig interpretiert werden, jedoch gilt ein PSA-Wert über 4 µg/l allgemein als auffällig. Bei Verdacht auf ein Karzinom, wird eine ultraschallgesteuerte Gewebeprobeentnahme (Biopsie) durchgeführt. Da eine Prostatabiopsie selbst bei fachgerechter Durchführung mit Risiken verbunden ist und ein erhöhter PSA-Wert allein keinen sicheren Hinweis auf das Vorliegen eines Prostatakrebses liefert, sollte sorgfältig abgewogen werden, bei welchen Patienten eine Biopsie tatsächlich erforderlich ist. Zur besseren Einschätzung wurden in den letzten Jahren verschiedene diagnostische Programme entwickelt, die auch bei uns zum Einsatz kommen (MRT-gestützte Diagnostik).
Nach dem Nachweis eines Prostatakarzinoms richtet sich die weitere Abklärung nach dem PSA-Wert, den Ergebnissen der Gewebeprobe und möglichen Beschwerden des Patienten.
Therapie
Nach der Diagnose eines Prostatakarzinoms durch Biopsie richtet sich die Wahl der Therapieoption nach den mikroskopischen Befunden sowie der Lebenserwartung und dem Alter des Patienten unter Berücksichtigung eventueller Begleiterkrankungen.
Bei einem organbegrenzten Prostatakarzinoms, einer Lebenserwartung > 10 Jahre und einem Alter < 75 Jahre sollte eine kurative (heilende) Therapie in Betracht gezogen werden. Das Lebensalter wird dabei zunehmend als relativer Faktor gesehen, sodass auch bei älteren Patienten eine heilende Therapie bei guter allgemeiner Gesundheit und geringen Begleiterkrankungen möglich ist.
Es stehen verschiedene gleichwertige Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung. Die Entscheidung für eine bestimmte Therapie sollte in einem individuellen Beratungsgespräch getroffen werden, bei dem Vorteile, Nachteile und patientenspezifische Faktoren berücksichtigt werden.
Operation: Ziel der Radikalen Prostatovesikulektomie (offen oder Roboter-assistiert) ist die vollständige Entfernung der Prostata und Samenbläschen mit dem Fokus auf der bestmöglichen Erhaltung von Kontinenz und Potenz. Die Harnröhre wird durchtrennt und anschließend an den Blasenhals genäht. Für die Heilung der Verbindungsstelle (Anastomose) wird ein Blasenkatheter gelegt. Die Operation ermöglicht durch den mikroskopischen Befund eine präzise Aussage über Ausbreitung und Aggressivität des Tumors.
Strahlentherapie:
Low-Dose-Rate-Brachytherapie (LDR): Bei Niedrigrisiko-Tumoren werden kleine Strahlenquellen (Seeds) direkt in die Prostata eingebracht, um den Tumor lokal zu zerstören.
Externe Bestrahlung (mit oder ohne High-Dose-Rate-Brachytherapie): Diese klassische Methode wird ambulant durchgeführt, wobei die Strahlendosis mithilfe computertomographischer Daten präzise geplant wird, um gesundes Gewebe zu schonen.
Überwachungsstrategien:
Active Surveillance (aktive Überwachung): Eine Behandlung erfolgt erst bei Tumorprogression oder auf Patientenwunsch. So bleibt die Möglichkeit einer kurativen Therapie erhalten.
Watchful Waiting (beobachtendes Abwarten): Hier wird erst bei Beschwerden behandelt, wobei meist auf hormonelle Therapieoptionen zurückgegriffen wird.
Bei Nachweis von Metastasen ist eine kurative Behandlung nicht möglich. Die Therapie zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und Beschwerden zu lindern.
Durch Medikamente, die die Testosteronproduktion blockieren, kann die Krankheit in eine stabile Phase überführt werden, die mehrere Jahre anhalten kann. Bei Fortschreiten der Erkrankung stehen weitere hormonelle oder medikamentöse Optionen zur Verfügung.
Eine Strahlentherapie wird häufig bei Schmerzen durch Knochenmetastasen eingesetzt, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Eine individuelle Therapieplanung bleibt essenziell, um eine optimale Lebensqualität und Behandlungsstrategie zu gewährleisten.
Weiterführende Informationen
Etwa 3 % aller bösartigen Tumoren entfallen auf das Harnblasenkarzinom. Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen. Bei Männern ist der Harnblasenkrebs nach Lungen-, Darm- und Prostatakrebs der vierthäufigste bösartige Tumor. Die meisten Betroffenen sind zwischen 60 und 80 Jahre alt, wobei 5 % der Patienten bei der Diagnosestellung jünger als 45 Jahre sind. In den meisten Fällen entwickelt sich das Harnblasenkarzinom aus der Schleimhaut der Harnblase (Urothel), die die Innenwand der Blase auskleidet.
Ursache
Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Harnblasentumors ist das Rauchen. Schätzungsweise wird der Tumor bei etwa 50 % der Männer und 30 % der Frauen durch Zigarettenkonsum verursacht. Eine weitere bedeutende Ursache sind chemische Substanzen, die in verschiedenen Arbeitsbereichen wie der Textil-, Leder-, Gummi- und Farbindustrie verwendet werden. Aktuell sind etwa 50 Substanzen bekannt, die mit der Entwicklung von Blasentumoren in Verbindung gebracht werden können. In solchen Fällen kann Blasenkrebs als anerkannte Berufskrankheit gelten.
Chronische Entzündungen der Harnblase stellen ebenfalls einen Risikofaktor dar, insbesondere bei Patient*innen mit Blasenentleerungsstörungen, langfristiger Katheterversorgung oder Harnblasensteinen, die zu anhaltenden Entzündungen führen. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, wie Cyclophosphamid, sowie Strahlentherapien im Bereich des kleinen Beckens, beispielsweise bei gynäkologischen Tumoren, Prostatakrebs oder Enddarmkrebs, langfristig das Risiko für die Entwicklung eines Harnblasentumors erhöhen. Der Tumor kann dabei viele Jahre nach der ursprünglichen Behandlung auftreten.
Symptome
Das häufigste Symptom bei Patient*innen mit einem Blasentumor ist eine Blutbeimengung im Urin. Hierbei wird zwischen Mikrohämaturie (rote Blutkörperchen im Urin, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind) und Makrohämaturie (mit bloßem Auge sichtbares Blut im Urin) unterschieden. Auch andere Erkrankungen des Harntrakts können Blut im Urin verursachen, dennoch erfordert jede Blutung aus dem Harntrakt eine sorgfältige Abklärung, um einen Blasentumor auszuschließen.
Weitere wichtige Symptome, die bei etwa 30 % der Patient*innen auftreten, sind häufiger Harndrang, schmerzhaftes Wasserlassen und das Ausscheiden nur kleiner Urinmengen. Diese Beschwerden sind jedoch unspezifisch und können auf verschiedene andere Erkrankungen hindeuten. Treten solche Symptome auf, ist es wichtig, weiterführende Untersuchungen durchzuführen, um die Ursache abzuklären.
Therapie
Zur Diagnosesicherung eines Harnblasentumors erfolgt eine Blasenspiegelung unter Narkose (Vollnarkose oder Rückenmarksanästhesie). Dabei wird der Tumor mithilfe einer elektrischen Schlinge im Rahmen einer transurethralen Blasentumorresektion (TUR-Blase) entfernt. Zusätzlich werden Gewebeproben aus dem Tumorgrund und den Tumorrändern entnommen, um durch feingewebliche Untersuchung Art und Ausmaß des Tumors zu bestimmen.
Etwa 70–80 % der Harnblasenkarzinome werden in einem frühen Stadium diagnostiziert, bei dem der Tumor auf die innerste Schicht der Blasenwand beschränkt ist und die Muskulatur nicht betroffen ist. Diese Patient*innen haben in der Regel eine gute Prognose. In einigen Fällen wird jedoch nach 2–6 Wochen eine erneute Resektion empfohlen, um verbleibende Tumorzellen auszuschließen.
Um das Risiko eines erneuten Tumorwachstums zu senken, erhalten die meisten Patienten nach der TUR-Blase über den Katheter eine lokale Chemotherapie. Je nach Tumorart und -stadium kann diese Behandlung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Bei aggressiven oberflächlichen Tumoren wird eine Instillationstherapie mit dem Immuntherapeutikum BCG (Bacillus Calmette-Guérin) durchgeführt.
Wenn ein muskelinvasiver Tumor durch feingewebliche Untersuchung nachgewiesen wird oder trotz medikamentöser Therapie ein aggressiver oberflächlicher Tumor erneut auftritt, ist die Heilung durch eine TUR-Blase nicht mehr sicher möglich. In diesen Fällen bietet die vollständige Entfernung der Harnblase (offene oder roboterassistierte Zystektomie) die besten Heilungschancen. Bei Männern werden zusätzlich die Prostata, Samenblasen und bei Tumorbefall die Harnröhre entfernt. Bei Frauen werden meist die Gebärmutter, Eierstöcke und bei Tumorbefall die Harnröhre und Teile der Vagina entfernt.
Nach einer Zystektomie ist eine alternative Harnableitung notwendig. Abhängig von Tumorstadium, Alter und Allgemeinzustand der Patient*innen stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:
Neoblase aus Dünndarm: Eine Ersatzblase wird aus einem Dünndarmsegment geformt, wodurch die natürliche Blasenentleerung erhalten bleibt.
Kontinentes Stoma: Ein Reservoir aus Dünndarm wird geschaffen, das regelmäßig über einen kleinen Ausgang im Unterbauch oder Nabelbereich mit einem Katheter entleert wird.
Ileum-Conduit (feuchtes Stoma): Die Harnleiter werden in einen kurzen Dünndarmabschnitt eingepflanzt, dessen Ende in die Bauchhaut eingenäht und mit einem Beutel versorgt wird.
Ureter-Hautfistel: Unter bestimmten Bedingungen werden die Harnleiter direkt in die Bauchhaut eingenäht und mit Beuteln versorgt, wobei auf die Verwendung eines Darmsegments verzichtet wird.
Bei Nachweis von Metastasen erfolgt eine individuell angepasste Therapie. Neben operativen Eingriffen können Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt werden. Ziel ist es, das Tumorwachstum zu kontrollieren und Beschwerden zu lindern. Die Behandlung wird stets an den Allgemeinzustand und die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen angepasst.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen finden Sie hier:
Etwa 3 bis 4 % aller bösartigen Tumoren bei Erwachsenen betreffen die Nieren. Der häufigste Tumor ist das Nierenzellkarzinom, das bei etwa 9 von 100.000 Einwohnern diagnostiziert wird. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen. Andere bösartige Tumoren der Niere wie das Urothelkarzinom oder das Sarkom sind vergleichsweise selten. Das Nierenzellkarzinom wird typischerweise zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr festgestellt.
Ursache
Risikofaktoren für die Entstehung von Nierentumoren sind Tabak- und Alkoholkonsum sowie Übergewicht. Für Nierenbecken- und Harnleiterkarzinome gilt auch die langjährige Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetikanephropathie) als Risiko. Zudem können Umweltfaktoren wie Asbest, Cadmium, Blei und Holzschutzmittel eine Rolle spielen. Zu den gesicherten Ursachen für das Nierenzellkarzinom zählen genetische Syndrome wie das von-Hippel-Lindau-Syndrom, das hereditäre papilläre Nierenzellkarzinom und die tuberöse Sklerose.
Symptome
Die klassische Symptomtrias – Flankenschmerzen, Blut im Urin und eine tastbare Raumforderung im Oberbauch – ist heute selten. Meist wird der Tumor zufällig im Rahmen von Ultraschall- oder Computertomographie-Untersuchungen entdeckt.
Therapie
Je früher ein Nierenzellkarzinom diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. In seltenen Fällen bleibt trotz umfangreicher Diagnostik unklar, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist. In solchen Fällen wird der Tumor operativ freigelegt und entfernt, oberstes Ziel ist – so möglich – ein nierenerhaltendes Vorgehen.
Die Nierenteilentfernung (partielle Nephrektomie) kann offen, laparoskopisch oder mithilfe eines Roboters durchgeführt werden. Selbst bei großen Tumoren kann dieses Verfahren in Ausnahmefällen angewandt werden, insbesondere bei Patient*innen mit nur einer funktionsfähigen Niere oder eingeschränkter Nierenfunktion. Ansonsten muss die gesamte betroffene Niere einschließlich der umgebenden Lymphknoten entfernt werden (radikale Nephrektomie). Die verbleibende Niere übernimmt die Ausscheidungsfunktion. Die Operation kann entweder über einen Flanken- oder Bauchschnitt oder minimalinvasiv mittels laparoskopischer Technik durchgeführt werden. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist bei beiden Verfahren vergleichbar.
Bei kleinen Tumoren können Radiofrequenzablation (Erhitzung) oder Kryotherapie (Kühlung) eingesetzt werden, um Tumorgewebe gezielt zu zerstören. Diese Methoden können offen, laparoskopisch oder durch eine perkutane Stichinzision durchgeführt werden und sind in ausgewählten Fällen eine Behandlungsoption.
Bei etwa 30 % der Patient*innen mit Nierenzellkarzinom sind bereits zum Zeitpunkt der Diagnose Metastasen vorhanden. In diesen Fällen wird individuell entschieden, ob die betroffene Niere operativ entfernt wird. Eine anschließende medikamentöse Therapie ist in der Regel erforderlich. Metastasen, beispielsweise in der Lunge, können in bestimmten Fällen operativ entfernt werden, um Beschwerden zu lindern oder in seltenen Fällen eine Heilung zu erreichen. Die Entscheidung hierfür wird individuell getroffen.
Da Chemo- und Hormontherapien beim metastasierten Nierenzellkarzinom unwirksam sind, kommen vor allem Immun- und zielgerichtete Therapien zum Einsatz.
Weiterführende Informationen
Im Hoden können sowohl bösartige als auch gutartige Tumoren entstehen, wobei gutartige Hodentumoren als selten gelten. Hodenkrebs ist mit etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen eine relativ seltene Tumorerkrankung. Besonders betroffen sind Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, in dieser Altersgruppe ist Hodenkrebs die häufigste Tumorerkrankung. In den letzten Jahren wurde ein deutlicher Anstieg der Neuerkrankungen beobachtet, wobei die skandinavischen Länder überproportional betroffen sind. Als mögliche Ursachen werden genetische Faktoren und Ernährungsgewohnheiten diskutiert.
Ursache
Zu den gesicherten Risikofaktoren gehört das Vorliegen von Bauch-, Pendel- oder Leistenhoden, auch wenn diese operativ korrigiert wurden. Betroffene Männer haben ein zehn- bis fünfzehnfach erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Symptome
Ein Hodentumor macht sich in den meisten Fällen durch eine schmerzlose, zunehmende Schwellung des Hodens bemerkbar. Häufig fällt beim Abtasten, beispielsweise unter der Dusche, eine Verhärtung im oder am Hoden auf. Etwa 10–20 % der Betroffenen berichten über unspezifische Beschwerden wie ein Schwere- oder Druckgefühl im Hodensack oder Schmerzen. Bei einigen Patienten können jedoch auch andere Symptome auftreten, die auf einen Hodentumor hinweisen: Blutbeimengungen im Sperma, Schwellung der Brustdrüsen, Symptome wie Rückenschmerzen, Nierenschmerzen oder Luftnot können auf bereits vorhandene Tochtergeschwülste hinweisen.
Therapie
Die endgültige Diagnosesicherung erfolgt durch die operative Freilegung des betroffenen Hodens mit Entnahme einer Gewebeprobe. Diese Probe wird häufig noch während des Eingriffs mittels feingeweblicher Schnellschnittdiagnostik untersucht. Bestätigt sich die Diagnose eines Hodentumors, wird der betroffene Hoden zusammen mit den Samenstranggebilden entfernt. In Ausnahmefällen kann der Tumor unter Erhalt des restlichen Hodengewebes entfernt werden. Zusätzlich wird während der Operation bei bestimmter Risikokonstellation eine Gewebeprobe aus dem anderen Hoden entnommen, da in etwa 5 % der Fälle Vorstufen eines bösartigen Tumors (TIN = testikuläre intraepitheliale Neoplasie) nachweisbar sind. Bei Nachweis einer solchen Vorstufe wird, abhängig von Faktoren wie der Familienplanung, eine Strahlentherapie des verbliebenen Hodens empfohlen.
Die weiteren Behandlungsschritte richten sich nach der histologischen Diagnose (Seminom oder Nicht-Seminom) sowie dem Ausmaß der Erkrankung bei Diagnosestellung. Rund 90 % der Hodentumoren gehen aus Keimzellen hervor und werden in Seminome und Nichtseminome unterteilt. Die verbleibenden 10 % entstehen aus Stütz- und Bindegewebe, wie Leydigzelltumoren oder Sertolizelltumoren.
Mögliche Therapieoptionen umfassen Strahlentherapie, v.a. Chemotherapie und die operative Entfernung von Metastasen. In bestimmten Fällen wird ein abwartendes Konzept verfolgt, bei dem zunächst keine weitere Therapie erfolgt. In solchen Situationen sind jedoch engmaschige Kontrollen notwendig, um mögliche Metastasen frühzeitig zu erkennen.
Die Prognose bei malignen Hodentumoren hat sich durch die Einführung der Cisplatin-basierten Chemotherapie erheblich verbessert. Selbst bei Vorliegen von Metastasen liegen die Heilungschancen bei standardisierter Behandlung, die vorzugsweise in spezialisierten Zentren erfolgt, mittlerweile bei über 90 %.
Weiterführende Informationen
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist etwa kastaniengroß und liegt unterhalb der Blase. Sie bildet den ersten Abschnitt der Harnröhre bis zum Beckenboden. Die Prostata produziert ein Sekret, das der Samenflüssigkeit beigemischt wird und die Beweglichkeit der Spermien verbessert.
Die gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) ist die häufigste Ursache für Probleme beim Wasserlassen (Miktion) bei Männern. Ab dem 30. Lebensjahr kann es zu einer Zunahme des Prostatagewebes kommen, wobei das Ausmaß individuell unterschiedlich ist. Etwa die Hälfte der Männer über 60 Jahren weist eine deutlich vergrößerte Prostata auf. Eine Größenänderung allein gilt jedoch nicht als krankhaft. Erst wenn Beschwerden auftreten, die durch die Vergrößerung verursacht werden, spricht man von einer behandlungsbedürftigen Erkrankung, dem sogenannten benignen Prostatasyndrom (BPS).
Ursache
Die genauen Ursachen der gutartigen Prostatavergrößerung sind trotz intensiver Forschung noch nicht vollständig geklärt. Zu den gesicherten Faktoren zählen jedoch ein mit zunehmendem Alter gestörtes Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Hormonen sowie genetische Einflüsse
Symptome
Beim benignen Prostatasyndrom (BPS) können sowohl „obstruktive“ als auch „irritative“ Beschwerden auftreten.
Obstruktive Symptome:
verzögerter Beginn der Miktion („Startschwierigkeiten“)
schwacher Harnstrahl
Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung
verlängerte Dauer des Wasserlassens
Irritative Symptome:
häufiges Wasserlassen kleiner Urinmengen
vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
plötzlicher, unkontrollierbarer Harndrang
Therapie
Die Ausprägung der Symptome beim BPS kann stark variieren. Daher sollte die Therapie individuell auf die Beschwerden des Patienten abgestimmt werden. In den meisten Fällen wird zunächst eine konservative Behandlung angestrebt. Ab einem bestimmten Stadium ist jedoch häufig eine medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend, um Beschwerden zu lindern und mögliche Folgeerkrankungen wie Harnwegsinfekte, Blasensteine oder Nierenversagen zu verhindern. In solchen Fällen ist eine operative Behandlung zu erwägen.
Medikamentöse Therapie
- Pflanzliche Präparate: Eine Vielzahl pflanzlicher Wirkstoffe (z. B. Sägepalmenfrüchte, Brennnesselwurzeln, Kürbissamen, Roggenpollenextrakt) wird zur Behandlung des BPS eingesetzt. Obwohl die Wirkungsweise dieser Substanzen wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt ist, zeigen Erfahrungen, dass sie im Frühstadium bei einigen Patienten die Beschwerden lindern können.
Alphablocker: Diese Medikamente entspannen die Muskelzellen am Blasenhals und in der Prostata, was den Auslasswiderstand der Blase senkt und das Wasserlassen erleichtert. Eine Verkleinerung der Prostata wird dabei nicht erzielt. Alphablocker wirken schnell, sodass bereits nach wenigen Tagen eine Verbesserung der Symptome beurteilt werden kann.
5-Alpha-Reduktasehemmer:Diese Medikamente verkleinern die Prostata, indem sie die Wirkung von Testosteron auf das Prostatagewebe hemmen. Die Wirkung tritt allerdings erst nach Wochen bis Monaten ein. Eine Kombination aus Alphablockern und 5-Alpha-Reduktasehemmern ist möglich, jedoch sollte sorgfältig abgewogen werden, ob eine langfristige doppelte Medikation sinnvoll ist. Beide Therapien wirken nur so lange, wie die Medikamente eingenommen werden.
Operative Therapie
Je nach Prostatagröße und Ausmaß der Beschwerden stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Grundsätzlich wird zwischen transurethralen (über die Harnröhre) und offen-chirurgischen Verfahren unterschieden.
Transurethrale Prostataresektion (TUR-P): Bis vor kurzem war die TUR-P das Standardverfahren zur Behandlung des BPS. Dabei wird das überschüssige Prostatagewebe (Adenom) mittels Hochfrequenzstrom über die Harnröhre entfernt. Vorteile: Schonung des Schließmuskels bei optischer Kontrolle. Verbesserung der Miktion und Erhalt der Kontinenz. Mit bipolaren Techniken kann eine blutungsarme Resektion durchgeführt werden. Besonderheit: Dieses Verfahren erlaubt eine Operation ohne Absetzen von ASS, was für herzkranke Patienten vorteilhaft ist.
Transurethrale Prostatainzision: Hierbei wird das Prostatagewebe nicht entfernt, sondern nur eingeschnitten, um die Harnröhre zu erweitern. Dieses Verfahren eignet sich besonders bei kleinen Prostatadrüsen und Blasenhalsengen. Vorteile: geringeres Risiko von Nebenwirkungen. Nachteil: höheres Risiko für spätere Narbenbildungen im Bereich der Prostata.
Holmiumlaser-Enukleation der Prostata (HoLEP): Dieses moderne Laserverfahren kombiniert Vorteile verschiedener Lasertechniken. Vorteile: Das Gewebe kann sowohl vaporisiert (eingeschmolzen) als auch reseziert (geschnitten) werden. Das entfernte Gewebe wird einer feingeweblichen Untersuchung unterzogen, wodurch ein unbekannter Prostatakrebs entdeckt werden kann. Geeignet auch bei großen Prostatadrüsen. Die HoLEP stellt das Referenzverfahren zur transurethralen Enukleation dar und ist an unserem Zentrum die Standardtherapie der operativen Behandlung jeglicher Prostatavergrößerung.
Rezum ist eine minimalinvasive Behandlungsmethode zur Therapie des BPS. Dabei wird Wasserdampf gezielt in das überschüssige Prostatagewebe eingebracht. Der Dampf kondensiert, setzt Energie frei und führt zur Zerstörung der behandelten Gewebezellen. Vorteile: kurze Eingriffszeit, geringe Nebenwirkungen, Erhalt der Sexualfunktion (Potenz und Ejakulation bleiben in den meisten Fällen erhalten), schnelle Rückkehr in den Alltag.
Zusammenfassend richtet sich die Wahl der Behandlung nach den Beschwerden des Patienten, der Größe der Prostata, dem Alter, Sexualleben und dem allgemeinen Gesundheitszustand. Konservative und medikamentöse Therapien bieten bei leichten bis moderaten Beschwerden eine wirksame Alternative. Operative Verfahren wie die TUR-P oder HoLEP kommen bei ausgeprägten Beschwerden oder Komplikationen zum Einsatz und bieten gute Langzeitergebnisse. Alle Verfahren haben das Ziel, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Heutzutage ist ein stufenweises, individuelles maßgeschneidertes Therapievorgehen anzustreben.
Weiterführende Informationen
Inkontinenz bezeichnet den Verlust oder das Nichterlernen der Fähigkeit, Urin und/oder Stuhl sicher zu speichern und willentlich zu einer gewünschten Zeit und an einem gewünschten Ort auszuscheiden. Das Spektrum der Inkontinenzformen und -schweregrade ist vielfältig: Es reicht von häufigem, oft plötzlichem („imperativem“) Verlust von Urin oder Stuhl über gelegentlichen Verlust bei körperlicher Belastung bis hin zu schweren Formen, die eine dauerhafte Versorgung erfordern.
Die Klinik für Urologie hat sich auf die Behandlung von Inkontinenz bei Frauen und Männern spezialisiert. Unser Leitgedanke lautet: gründliche Erhebung der Beschwerden – präzise Diagnostik – gezielte Therapie. Die Klinik für Urologie ist auch Partner des interdisziplinären zertifizierten Beckenboden- und Kontinenzzentrums.
Ursache
Das Krankheitsbild der verschiedenen Formen von Inkontinenz ist weltweit verbreitet und betrifft Menschen aller Altersgruppen. Etwa 50 % der Frauen erleben im Laufe ihres Lebens Probleme mit ungewolltem Urinverlust, aber auch Männer können betroffen sein. Aus Scham wird die Erkrankung häufig lange verschwiegen, selbst gegenüber Ärzt*innen.
Harninkontinenz stellt für Betroffene eine erhebliche körperliche und seelische Belastung dar. Sie führt oft zu eingeschränkter Bewegungsfreiheit, sozialem Rückzug und einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität. Besonders hoch ist der Anteil der Inkontinenz unter Pflegeheimbewohnern, wo rund 90 % betroffen sind. In vielen Fällen ist die Belastung für Angehörige – etwa durch Gerüche – ein entscheidender Grund für die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung.
Da die Ursachen und Formen von Inkontinenz sehr vielfältig sind, ist es für Betroffene entscheidend, sich an erfahrene Ärzt*innen oder ein spezialisiertes Zentrum zu wenden, idealerweise an Urolog*innen. Nur in einem kompetenten Behandlungs- und Beratungszentrum können durch gezielte Untersuchungen und Fragestellungen individuelle Therapiepläne entwickelt werden, die auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt sind.
Symptome
Es existieren verschiedene Formen der Harninkontinenz (HI):
Urgeinkontinenz (Dranginkontinenz)
Belastungsinkontinenz (alte Bezeichnung: Stressinkontinenz)
Mischinkontinenz
Extraurethrale Inkontinenz
Therapie
Die Therapie des ständigen Harndrangs (Dranginkontinenz) basiert auf einer komplexen Behandlungsstrategie, die sowohl konservative als auch operative Maßnahmen umfasst.
Verhaltenstherapie:
- Führen eines Miktionsprotokolls
- Miktionstraining und Toilettentraining
- Beckenbodentraining
- Psychotherapie zur Unterstützung der Bewältigung
Pharmakotherapie:
- Anticholinergika: Medikamente, die den Blasenmuskel (Detrusor) entspannen
- Trizyklische Antidepressiva: unterstützen die Blasenkontrolle
- Myotrope Spasmolytika: wirken muskelentspannend
- Östrogene: für Frauen mit hormonellem Ungleichgewicht
- Alphablocker und Antispastika: fördern die Blasenentleerung und reduzieren Spasmen
Hilfsmittel:
-Verwendung von Vorlagen oder speziellen Urinableitungssystemen
-Biofeedback
Falls die konservativen Ansätze keine ausreichende Besserung bringen, stehen zwei operative Verfahren zur Verfügung:
Botulinum-Toxin-A-Injektion: Botulinum-Toxin A, bekannt aus der ästhetischen Chirurgie, wird in der Urologie zur Behandlung der Dranginkontinenz eingesetzt. Das Medikament wird bei einer Blasenspiegelung über eine dünne, flexible Nadel in den Blasenmuskel injiziert. Es hemmt die Freisetzung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der die Blasenmuskelkontraktion steuert. Der überaktive Blasenmuskel wird "ruhiggestellt" und reagiert nicht mehr auf nervale Reize. Wirkungseintritt: 1–3 Wochen nach der Behandlung. Die Behandlung kann nach 6–9 Monaten problemlos wiederholt werden, wenn die Wirkung nachlässt.
Neuromodulation (Blasenschrittmacher): Stimulation der Nervenfasern, die Blase und Schließmuskel kontrollieren, durch elektrische Impulse. Dünne Kabel werden im Bereich des Steißbeins implantiert, um den Nervus pudendus zu stimulieren. Die Nerven, die die Blasenfunktion steuern, werden durch sanfte elektrische Impulse stimuliert. Mit einer Fernbedienung können Patient*innen die Stimulation anpassen, ein- und ausschalten sowie die Blasenentleerung gezielt steuern.
Beide Verfahren bieten effektive Möglichkeiten zur Behandlung der Dranginkontinenz, insbesondere bei Patient*innen, die auf konservative Ansätze nicht ausreichend ansprechen. Die Wahl der Methode sollte individuell nach den Bedürfnissen und der medizinischen Eignung der Patient*innen getroffen werden.
Die Therapie der Belastungsinkontinenz umfasst sowohl konservative als auch operative Ansätze, je nach Schweregrad der Symptome und den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen.
krankengymnastische Übungen und physikalische Therapie
Beckenbodengymnastik: Ziel ist die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, um die Schließmechanismen der Harnröhre zu verbessern.
Elektrostimulation: Unterstützen die Kontrolle und Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur durch visuelle oder elektrische Reize
medikamentöse Therapie:
- Duloxetinhydrochlorid (z. B. Yentreve®): erhöht durch eine Steigerung der Neurotransmitterkonzentration den Tonus und die Kontraktion des Blasenschließmuskels. Dies hilft, ungewollten Urinverlust bei körperlicher Belastung (z. B. Niesen, Husten, Lachen, Sport) zu verhindern.
- Alpha-Sympathomimetika: unterstützen den Verschlussmechanismus der Harnröhre
- Östrogene: fördern die Durchblutung und Vitalität der Scheide und des umliegenden Gewebes der Harnröhre, vor allem bei postmenopausalen Frauen.mechanische Hilfsmittel:
- Pessare und spezielle Tampons werden eingesetzt, um den Harnröhrenverschluss mechanisch zu unterstützen.Lebensstiländerungen:
- Gewichtsreduktion kann die Symptome bei übergewichtigen Patient*innen deutlich verbessern.
Falls die konservativen Ansätze keine ausreichende Besserung bringen, stehen zoperative Verfahren zur Verfügung
retropubische Suspensionsplastik (nach Burch):
Über einen kleinen Schnitt im Unterbauch oder minimalinvasiv wird die Harnröhre nahe dem Blasenhals mit Fäden an einem Beckenknochen oder benachbartem Gewebe fixiert, um die anatomische Position der Harnröhre zu stabilisieren.spannungsfreie Vaginalbänder:
Ein Kunststoffband wird minimalinvasiv unter die Harnröhre eingelegt und entweder oberhalb des Schambeins (Bikinizone) oder durch die Oberschenkelinnenseite (Foramen obturatorium) ausgeleitet. Der Eingriff ist kurz (ca. 30 Minuten), erfolgt unter örtlicher Betäubung und hinterlässt nur minimale Narben.künstlicher Schließmuskel:
Implantation eines hydraulischen Systems, das die Harnröhre kontrolliert verschließt und bei Bedarf geöffnet werden kann. Kommt bei schwereren Formen der Inkontinenz in Frage, wenn andere Methoden nicht ausreichen.
Die Wahl der Behandlung richtet sich nach den individuellen Symptomen, dem Allgemeinzustand und den Vorlieben der Patient*innen. Konservative Maßnahmen werden häufig als erster Schritt angewandt, während operative Verfahren bei ausgeprägteren Beschwerden oder unzureichendem Erfolg der konservativen Therapie zum Einsatz kommen. Ziel ist stets, die Lebensqualität der Patient*innen nachhaltig zu verbessern.
Weiterführende Informationen
Die Harnröhre (Urethra) dient der Ableitung des Urins aus der Harnblase nach außen. Beim Mann ist sie etwa 20 cm lang, während sie bei Frauen eine Länge von 2,5 bis 4 cm aufweist. Eine Verengung der Harnröhre (Harnröhrenstriktur) kann die Entleerung der Blase erheblich behindern. Diese Engstellen treten überwiegend bei Männern auf und können in jedem Abschnitt der Harnröhre entstehen, meist infolge von Narbenbildung. Unbehandelt führt eine Harnröhrenverengung häufig zu Restharnbildung, also einer unvollständigen Blasenentleerung. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.
Ursache
Die Ursache von narbigen Verengungen der Harnröhre sind – abgesehen von angeborenen Fehlbildungen – Verletzungen oder eine Schädigung der Harnröhren-Schleimhaut.
- Verletzungen der Harnröhre durch ein stumpfes Trauma am Damm oder direkt durch Beckenbrüche (z. B. bei Verkehrs- oder Sportunfällen)
- kleine Verletzungen an der Harnröhre durch diagnostische oder therapeutische Manipulationen (Blasenkatheter, Harnröhren/Blasenspiegelung, endoskopische Operationen wie Prostataresektion, Blasentumorresektion)
- Infektionen der Harnröhre (Urethritis), früher typischerweise durch eine Gonorrhöe (Tripper)
- Veränderungen des Bindegewebes (Lichen sclerosus, Balanitis xerotica obliterans)
Symptome
Das Hauptsymptom einer Harnröhrenenge ist ein abgeschwächter Harnstrahl. Da die zugrunde liegende Narbenbildung meist schleichend verläuft, nimmt der Harnstrahl im Laufe der Zeit weiter ab, und die Blasenentleerung dauert zunehmend länger. In schweren Fällen kann es zu einem vollständigen Harnverhalt kommen, bei dem das Wasserlassen nicht mehr möglich ist.
Weitere mögliche Anzeichen einer Harnröhrenverengung sind:
- gespaltener oder verdrehter Harnstrahl.
- Schmerzen beim Wasserlassen.
- Nachtröpfeln von Urin nach dem Wasserlassen.
- Beschwerden aufgrund der unvollständigen Blasenentleerung wie wiederkehrende Blasenentzündungen, Blasensteine oder Nierenfunktionsstörungen.
Therapie
Die Behandlung einer Harnröhrenenge bietet ein breites Spektrum an Verfahren, deren Auswahl von Faktoren wie Lage, Länge, vorheriger Behandlung, Alter und Gesundheitszustand der Patient*innen abhängt. Eine Herausforderung bleibt das hohe Risiko einer erneuten Narbenbildung (Rezidiv).
Harnröhrenbougierung (Harnröhrendehnung)
Geeignet für ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Patient*innen, die keine Operation wünschen oder ein hohes Inkontinenzrisiko bei chirurgischen Eingriffen haben. Nachteile: hohe Rezidivrate, wiederholte Eingriffe erforderlich, keine langfristige Lösung.Harnröhrenschlitzung (Urethrotomie)
In Narkose wird ein Endoskop in die Harnröhre eingeführt, und die Verengung wird mit einem kleinen Messer eingeschnitten. Im Anschluss wird die Harnröhre für etwa einen Tag mit einem Blasenkatheter geschient. Geeignet für kurze Harnröhrenengen ohne ausgeprägte Bindegewebsbildung. Nachteile: Hohe Rezidivwahrscheinlichkeit, wiederholte Schlitzungen sind wenig erfolgversprechend.Offene Harnröhrenoperation (-rekonstruktion)
Entfernung des betroffenen Abschnitts bei kürzeren Engen und End-zu-End-Anastomose der Harnröhre oder Durchführung einer Harnröhrenplastik, meist unter Verwendung eines Hauttransplantats, z. B. aus der Mundschleimhaut. Bei sehr ausgeprägten Engen: zweistufige Operation, bei der zunächst die Harnröhre eröffnet und ersetzt wird (z. B. mit Spalthaut). Nach Einheilung erfolgt im zweiten Schritt die Rekonstruktion der Harnröhre.
Die Wahl der Therapie richtet sich nach der individuellen Situation der Patient*innen. Während die Bougierung und Schlitzung für kleinere, unkomplizierte Fälle geeignet sind, bieten offene Rekonstruktionsverfahren die besten Langzeitergebnisse, insbesondere bei ausgedehnten oder rezidivierenden Harnröhrenengen. Eine gründliche Abwägung der Optionen ist essenziell, um die Lebensqualität der Patient*innen nachhaltig zu verbessern.
Es gibt in der Urologie einige Erkrankungen, die plötzlich oder innerhalb einer kurzen Zeit auftreten. Zögern Sie nicht, sich in einem solchen Fall zügig urologisch vorzustellen.
Eine gute Übersicht finden Sie hier!
Akute Blutvergiftung durch eine Infektion im Harntrakt (Urosepsis)
Eine Urosepsis entsteht durch eine Infektion des Harntrakts, häufig verursacht durch Bakterien. Besonders gefährlich wird sie, wenn zusätzlich eine Harnabflussstörung mit Harnstau der Niere vorliegt, beispielsweise durch Nierensteine oder einen Tumor im Harnleiter. In solchen Fällen kann sich die Entzündung auf das Nierengewebe ausbreiten (infizierte Harnstauungsniere) und letztlich den gesamten Körper betreffen. Auch andere Entzündungen wie eine Nierenbeckenentzündung ohne Harnstau, eine Eiteransammlung in der Niere oder eine Entzündung der Prostata oder des Nebenhodens können, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, zu einer Urosepsis führen. In seltenen Fällen kann auch eine Blutvergiftung nach endoskopischen Eingriffen wie einer Steinentfernung auftreten. Besonders gefährdet sind Patient*innen mit Immunschwäche, Diabetes mellitus, Chemotherapie oder höherem Alter.
Patient*innen mit Urosepsis leiden in der Regel unter Schmerzen am Ursprungsort der Infektion, etwa im Hoden- oder Nebenhodenbereich bei einer Nebenhodenentzündung. Begleitsymptome sind Fieber, Schüttelfrost und Schwächegefühl. Bei Fortschreiten der Erkrankung können Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen auftreten. Typisch sind auch ein beschleunigter Puls, niedriger Blutdruck und eine erhöhte Atemfrequenz. In einigen Fällen ist die Urinproduktion reduziert.
Eine Urosepsis ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Durch eine intensive Kreislaufunterstützung, gezielte Antibiotikatherapie und schnelle Behebung der Ursache (falls vorhanden) können schwerwiegende Komplikationen vermieden werden.
Akute Entzündung der Prostata (Akute Prostatitis)
Eine akute Entzündung der Prostata entsteht meist durch eine Infektion mit einem Bakterium, das über den Harntrakt in die Prostata gelangt.
Die Patienten haben Schmerzen im Dammbereich, Fieber und Schüttelfrost. Zudem können Beschwerden beim Wasserlassen auftreten: Brennen, häufiger Harndrang mit häufigem Toilettengang und kleinen Urinportionen. Eventuell ist auch der Harnstrahl abgeschwächt. Typische Risikofaktoren für eine Entzündung der Prostata sind z. B. das Tragen eines Blasenkatheters oder eine Probenentnahme aus der Prostata.
Wird eine Prostataentzündung festgestellt, verschreibt die Urologin/der Urologe ein Antibiotikum. Der Patient soll sich schonen, viel trinken und ein Schmerzmittel einnehmen, das auch ein eventuell vorliegendes Fieber senkt. Bei einer schweren Entzündung wird eine stationäre Aufnahme notwendig, damit Flüssigkeit und Antibiotikum über die Vene gegeben werden können. Sollte der Patient die Blase aufgrund der Prostataentzündung nicht mehr adäquat entleeren können, wird ein Bauchdeckenkatheter eingelegt bis die Entzündung vollständig behandelt ist.
Sollte der Verdacht auf eine Eiteransammlung in der Prostata aufgrund einer ausgeprägten Infektion bestehen, wird gegebenenfalls ein Schlauch eingelegt oder eine OP durchgeführt um den Eiter herauslaufen zu lassen.
Epididymitis (Nebenhodenentzündung)
Eine Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) kann sowohl akut als auch chronisch auftreten und wird meist durch eine bakterielle Infektion verursacht. Weitere mögliche Ursachen sind virale Infektionen oder eine Gewalteinwirkung auf den Hodensack (Trauma). Wenn der Hoden selbst primär betroffen ist und der (meist jüngere) Patient zusätzlich grippeähnliche Symptome und eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse zeigt, sollte auch eine Infektion mit dem Mumpsvirus in Betracht gezogen werden.
Typische Symptome einer Nebenhodenentzündung sind Schmerzen im Bereich des Nebenhodens und des Hodens, eine Rötung und Schwellung des Hodensacks sowie eventuell Fieber. In solchen Fällen handelt es sich um einen urologischen Notfall. Manche Patienten berichten zudem über Brennen beim Wasserlassen.
Die Behandlung einer Nebenhodenentzündung, insbesondere wenn Fieber auftritt, erfordert eine sofortige antibiotische Therapie. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem vermuteten Erreger. Zusätzlich sollte der Patient Bettruhe einhalten, den Hodensack hochlagern und kühlen sowie ein abschwellendes Schmerzmittel wie Diclofenac einnehmen.
Eine wichtige Differentialdiagnose bei den genannten Symptomen ist die Hodentorsion, die vor allem bei Jungen und jungen Männern vorkommt. Dabei verdrehen sich Hoden und Samenstrang um ihre Längsachse, was die Durchblutung des Hodens unterbricht. Bei Verdacht auf eine Hodentorsion ist eine sofortige Operation erforderlich, um die Verdrehung aufzuheben und die Durchblutung wiederherzustellen. Aus diesem Grund ist eine rasche ärztliche Abklärung bei entsprechenden Beschwerden entscheidend.
Harnverhalt
Bei einem akuten Harnverhalt kann die gefüllte Harnblase nicht oder nur noch tröpfchenweise entleert werden. Es kommt zu einem zunehmenden Schmerz im Bereich des Unterbauchs. Denn die Blase füllt sich immer weiter mit Urin. Es kann sein, dass es im Rahmen des Harnverhalts zu einem ungewollten Urinverlust kommt. Allerdings entleert sich die Harnblase dabei nur unvollständig und der Schmerz nimmt kaum oder überhaupt nicht ab. Die Behandlung des Notfalls besteht darin, dass ein Blasenkatheter eingelegt wird. Es entleert sich nach Einlage des Katheters dann große Menge an Urin. Der Schmerz nimmt sehr schnell und in aller Regel komplett ab.
Später wird man nach der Ursache des Harnverhalts suchen. Es kann beispielsweise sein, dass sich eine sehr große Prostata, eine verengte Harnröhre oder auch ein Blasenstein findet. Es gibt weitere Gründe für einen akuten Harnverhalt.
Fournier – Gangrän
Die Fournier-Gangrän ist eine seltene, aber äußerst aggressive Infektion des Bindegewebes, das die Muskeln oder Muskelgruppen umgibt, und zum Gewebetod führt. Die Erkrankung beginnt in der Regel im Hodensack oder Genitalbereich und kann sich rasch auf angrenzende Körperregionen ausbreiten. Sie stellt einen medizinischen Notfall dar, da ohne sofortige Behandlung ein erhebliches Risiko besteht, daran zu versterben. Die Infektion wird durch das gleichzeitige Eindringen verschiedener Keime ausgelöst. Besonders gefährdet sind Patient*innen mit einem hohen Body-Mass-Index, einem geschwächten Immunsystem – häufig durch Diabetes mellitus – sowie Personen, die kürzlich Verletzungen oder Operationen im Genitalbereich erlitten haben.
Zu den ersten Symptomen gehören eine schmerzhafte Schwellung, Rötung und ein Knistern der Haut im Bereich des Hodensacks oder anderer Genitalregionen. Im Verlauf können schwarze Hautstellen auftreten, die auf abgestorbenes Gewebe hinweisen. Häufig entwickeln sich zusätzlich Fieber und Anzeichen einer Blutvergiftung, wie niedriger Blutdruck und beschleunigte Atmung. Die Diagnosestellung erfolgt durch eine gründliche körperliche Untersuchung, ergänzt durch Blut- und Urinuntersuchungen. In manchen Fällen werden bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie oder Magnetresonanztomografie eingesetzt, um den genauen Umfang der Infektion zu bestimmen.
Die Behandlung der Fournier-Gangrän erfordert eine Kombination aus Antibiotikatherapie und chirurgischer Wundversorgung. Die Eingriffe werden so lange wiederholt, bis ausschließlich gesundes Gewebe übrigbleibt, was zu großflächigen Wunden führen kann. Um die Wundheilung sicherzustellen, sind häufig weitere regelmäßige Operationen zur Wundreinigung notwendig. In schweren Fällen, insbesondere bei Kreislaufproblemen durch eine Blutvergiftung, ist eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich. Die Fournier-Gangrän erfordert eine rasche und umfassende Behandlung, da sie ohne schnelle Intervention lebensbedrohlich sein kann.
Hodentorsion
Eine plötzliche Drehung des Hodens und des Samenstrangs um die Längsachse führt zu plötzlich einsetzenden, starken Schmerzen im Hoden, der entsprechenden Leiste und möglicherweise auch im Unterbauch. Der Hodensack ist auf der betroffenen Seite geschwollen und oft stark berührungsempfindlich. Besonders häufig tritt eine Hodentorsion bei Kindern und Jugendlichen auf.
Durch die Drehung wird die Durchblutung des Hodens stark eingeschränkt oder vollständig unterbrochen. Abhängig vom Ausmaß und der Dauer der Minderdurchblutung kann das Gewebe des Hodens absterben. Besteht nach einer ärztlich-urologischen Untersuchung der Verdacht auf eine Hodentorsion, ist in der Regel eine sofortige Operation erforderlich. Dabei wird die Verdrehung des Samenstrangs aufgehoben, um die Durchblutung des Hodens wiederherzustellen. Bereits nach wenigen Stunden kann das Hodengewebe so stark geschädigt sein, dass der Hoden entfernt werden muss. Patienten mit diesen Symptomen sollten daher unverzüglich ärztlich untersucht werden, da eine Verzögerung schwerwiegende Folgen haben kann.
Nierenverletzungen
Verletzungen des Harntrakts betreffen am häufigsten die Niere. Eine Nierenverletzung (Nierenruptur) entsteht in der Regel durch stumpfe Gewalteinwirkung, etwa bei Verkehrsunfällen, Sportverletzungen oder Stürzen. Schuss- oder Stichverletzungen sind bei uns selten.
Die Symptome variieren je nach Art und Schwere der Verletzung. Häufig treten Flankenschmerzen, Schürfwunden oder Blutergüsse an der Flanke oder am Bauch auf. Der Bauch kann durch die Gewalteinwirkung schmerzhaft und gespannt sein, und der Urin ist möglicherweise blutig. Zusätzlich können, abhängig vom Verletzungsmechanismus, Rippenbrüche auftreten. In schweren Fällen, insbesondere bei ausgeprägten Verletzungen oder begleitenden Verletzungen anderer Organe, können die Patient*innen einen Schockzustand entwickeln, der eine sofortige Stabilisierung des Kreislaufs erfordert.
Nach der Erstversorgung erfolgt eine detaillierte Diagnostik. Blut- und Urinanalysen zeigen, ob Blut im Urin (Hämaturie) vorliegt und geben Aufschluss über Nierenfunktion (Kreatinin) sowie den Hämoglobinwert. Eine erste Einschätzung der Nierenverletzung erfolgt mittels Ultraschall. Bei sichtbarem Blut im Urin oder Auffälligkeiten im Ultraschall wird eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um die Verletzung genauer zu beurteilen. Diese kann beispielsweise Flüssigkeitsansammlungen um die Niere oder einen Nierenstau aufzeigen. Bei Patient*innen mit Verdacht auf multiple Verletzungen, etwa nach einem schweren Verkehrsunfall, wird häufig eine Ganzkörper-CT durchgeführt, die auch den Harntrakt abbildet. Die Nierenverletzung wird in der CT nach Schweregrad von I bis V eingeteilt. Grad I beschreibt eine Nierenprellung mit geringfügigen Blutungen, während Grad V eine komplett zerrissene Niere umfasst. Je nach Schwere der Verletzung wird zwischen konservativer (nicht-operativer) und operativer Behandlung unterschieden. Geringgradige Verletzungen (Grad I–III) werden bei stabilem Kreislauf in der Regel konservativ behandelt. Die Patient*innen müssen Bettruhe einhalten, Blutdruck, Puls sowie Blutwerte werden engmaschig überwacht. Gegebenenfalls wird ein Blasenkatheter gelegt und eine antibiotische Therapie begonnen. Liegt eine Urinansammlung außerhalb des Harntrakts (Urinom) vor, kann eine Harnleiterschiene oder ein Nierenfistelkatheter erforderlich sein.
Auch bei höhergradigen Nierenverletzungen wird heute versucht, Patient*innen nach Möglichkeit konservativ zu behandeln, um die Nierenfunktion zu erhalten. In bestimmten Fällen wird ein radiologisches Verfahren, die selektive Embolisation, eingesetzt, um Blutungen zu stoppen. Dabei führen Radiolog*innen über einen dünnen Katheter Mikrospiralen oder Gewebekleber direkt an die Blutungsstelle, um das Gefäß zu verschließen. Bei starken Blutungen, die den Kreislauf destabilisieren, ist jedoch oft eine Operation notwendig, um die Blutung zu stillen oder die Niere zu entfernen.
Mögliche Folgen einer Nierenverletzung sind eine Urinansammlung außerhalb des Harntrakts, Harnstau der Niere mit Funktionsverlust, Infektionen, Eiteransammlungen in der Niere sowie die Entwicklung von Bluthochdruck. Eine frühzeitige und gezielte Behandlung ist daher entscheidend, um Komplikationen zu minimieren und die Nierenfunktion möglichst zu erhalten.
Penisbruch
Eine Penisfraktur, umgangssprachlich auch Penisbruch genannt, ist kein Knochenbruch, sondern ein Riss der festen Gewebeschicht (Tunica albuginea), die die Schwellkörper des Penis umgibt. Diese seltene Verletzung tritt auf, wenn der erigierte Penis bei einem plötzlichen Anprall stark gebogen wird, beispielsweise beim Herausrutschen aus der Scheide während des Geschlechtsverkehrs. Häufig wird dabei ein knackendes Geräusch wahrgenommen, gefolgt von einem großen Bluterguss und einer möglichen Verbiegung des Penis.
Die Diagnose kann meist durch die körperliche Untersuchung mit dem typischen Erscheinungsbild gestellt werden. Nur in Ausnahmefällen sind weitere Untersuchungen wie Ultraschall oder Magnetresonanztomografie erforderlich. Um langfristige Komplikationen wie eine Penisverkrümmung oder Erektionsstörungen zu vermeiden, ist eine zeitnahe operative Versorgung unerlässlich. Falls die Harnröhre ebenfalls verletzt ist, wird diese während der Operation versorgt, und es wird ein Blasenkatheter gelegt, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Nach der Behandlung wird empfohlen, für einen bestimmten Zeitraum auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, um die Heilung nicht zu gefährden. Eine frühzeitige medizinische Versorgung ist entscheidend, um die Funktion des Penis vollständig zu erhalten.
Schmerzhafte Dauererektion (Priapismus)
Priapismus bezeichnet eine schmerzhafte Versteifung des Penis, die mindestens zwei Stunden anhält und nicht mit sexueller Erregung in Zusammenhang steht. Bleibt die Erektion über längere Zeit bestehen, kann das Schwellkörpergewebe zunehmend geschädigt werden, was schließlich zu dauerhaften Erektionsstörungen führen kann. Eine schmerzhafte Dauererektion stellt einen medizinischen Notfall dar, der eine sofortige Abklärung und Behandlung in einer urologischen Abteilung eines Krankenhauses erfordert. Die Ursachen für Priapismus sind vielfältig. Dazu zählen die Einnahme bestimmter Medikamente (wie Psychopharmaka oder Potenzmittel), der Konsum von Drogen (z. B. Kokain), Erkrankungen der roten Blutkörperchen (wie Sichelzellanämie), Tumorerkrankungen oder Verletzungen im Genitalbereich. In vielen Fällen bleibt jedoch die genaue Ursache unbekannt.
Es gibt zwei Hauptformen des Priapismus, die sich durch unterschiedliche Mechanismen und Behandlungsansätze unterscheiden. Zur Unterscheidung wird unter lokaler Betäubung eine Hohlnadel in den Schwellkörper eingeführt, um Blutproben zu entnehmen. Dabei kann das gestaute Blut auch direkt abgelassen werden, was bereits eine Behandlungsmöglichkeit darstellt. Falls erforderlich, werden die Schwellkörper zusätzlich mit Kochsalzlösung oder Medikamenten gespült, um das Abschwellen des Penis zu fördern. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, wird ein operativer Eingriff in Vollnarkose notwendig. Dabei wird eine Verbindung zwischen der Eichel und den Schwellkörpern geschaffen, um den Blutabfluss aus dem Penis zu ermöglichen. Die zweite Form des Priapismus bildet sich häufig von selbst zurück. Unterstützende Maßnahmen wie Kühlung oder Druckausübung auf den Penis können den Rückgang der Erektion fördern. Nur selten ist hier eine Operation erforderlich. Eine frühzeitige medizinische Intervention ist essenziell, um Schäden am Schwellkörpergewebe zu vermeiden und die langfristige Funktion des Penis zu erhalten.
Sexuell übertragbare Krankheiten (STI) treten zunehmend häufiger auf. Sie werden interdisziplinär von Urolog*innen und Dermatolog*innen behandelt.
Ursache
Geschlechtskrankheiten werden im Rahmen von ungeschütztem Geschlechtsverkehr über die Schleimhäute übertragen. Frauen und Männer mit häufig wechselnden Sexualpartner*innen sind besonders gefährdet. Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten gehören: Chlamydien, Genitalwarzen (hervorgerufen durch HPV), Herpes genitalis, Tripper, HIV-Infektion/AIDS und Syphilis.
Symptome
Ausfluss, Bläschen, Geschwüre an den Geschlechtsorganen, Hodenschmerzen, Unterleibsschmerzen und/oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr treten oft spät, manchmal gar nicht auf. In der Folge drohen Unfruchtbarkeit oder chronische Erkrankungen, die unbehandelt zu Folgeschäden führen können
Vorbeugung
Safer-Sex: Kondome verringern das Risiko einer Ansteckung. Sexualkontakte mit unbekannten Partner*innen sollten ausnahmslos geschützt erfolgen.
Lassen Sie sich untersuchen, wenn es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gekommen ist.
Mädchen und Jungen können sich mit der Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) vor Genitalwarzen und HPV-bedingten Krebserkrankungen schützen. Die HPV-Impfung ist für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen.
Weiterführende Informationen
Unsere Spezialsprechstunden
Wir sind für Sie da
Auenbruggerplatz 5/6, 8036 Graz
Mo.–Do.: 07:00–15:00 Uhr
Terminvergabe:
Mo.–Do.: 13:00–15:00 Uhr
Telefon: +43 316 385-82222
oder +43 316 385-82442
Fax.: +43 316 385-13309
Mo.: 08:00–10:30 Uhr
Do.: 11:00–13:30 Uhr
Mo.: 09:00–13:00 Uhr
Mo.–Fr.: 08:00–11:30 Uhr
Mi.: 09:00–13:00 Uhr
Do.: 08:00–13:00 Uhr
Fr.: 08:00–11:00 Uhr
Fr.: 11:00–13:00 Uhr
nach telefonischer Vereinbarung
Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
Inkontinenz und andere Erkrankungen des Beckenbodens sind häufig und können Menschen aller Altersgruppen betreffen. Kinder und Jugendliche können aus verschiedensten Gründen an Blasen- und Darmfunktionsstörungen leiden, was für die Betroffenen und die Familien eine große Belastung mit sich bringt. Bei Frauen verliert der Beckenboden nach Schwangerschaft und Geburt oft an Stabilität.
Bei Männern können Prostataerkrankungen häufig Ursache für verschiedene Probleme im unteren Harntrakt sein. Hormonschwankungen und das Alter können ebenso Störungen verursachen wie neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson) oder Diabetes. Inkontinenz beeinträchtigt die Lebensqualität, Sexualität und Erwerbsfähigkeit der Betroffenen und verursacht oft Rückzug, Depression und soziale Isolation.
Die Aufgabe des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am LKH-Univ. Klinikum Graz ist es, nach der fachärztlichen Überweisung bei den Betroffenen die Ursache für die Störung der Blasen-, Darm- oder Beckenfunktion herauszufinden. Um eine möglichst frühe Abklärung, fachgerechte Diagnostik und optimale Therapie anbieten zu können, arbeitet ein fächerübergreifendes Team von Fachärzt*innen, spezialisierten Therapeut*innen und Pflegepersonen im Zentrum eng zusammen. Ihnen stehen die Teams der Universitätskliniken für Urologie, für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Chirurgie sowie für Kinder- und Jugendchirurgie in enger Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Bereichen Radiologie, Neurologie und Psychiatrie sowie Gastroenterologie/Innere Medizin zur Verfügung.
Urodynamische Ambulanz

Die Urodynamik befasst sich mit der Abklärung von neurogenen und nicht neurogenen Harnblasenspeicherstörungen (Harninkontinenz) und Harnblasenentleerungsstörungen (Harnverhalt, Restharn) bei Frau, Mann und Kind. Für Kinder wird nach telefonischer Voranmeldung eine eigene Kindersprechstunde angeboten. Die urodynamische Ambulanz wendet sich speziell an Patient*innen, die mehr oder weniger häufig oder nur in bestimmten Situationen den Harn nicht halten können, also unter Harninkontinenz leiden sowie an Patient*innen, die an einer Blasenentleerungsstörung leiden.
Die Harninkontinenz ist ein weitverbreitetes Leiden, wovon in Österreich 850.000 Frauen und 150.000 Männer aller Altersstufen betroffen sind. Etwa 50.000 bis 60.000 Kinder sind Bettnässer oder leiden an einer kindlichen Dranginkontinenz.

Ursachen für ungewollten Harnverlust
- Mangelhafter Verschlussapparat (Belastungsinkontinenz)
- Überaktive oder überempfindliche Blasenmuskel (Harndrangsymptomatik mit/ohne Dranginkontinenz; Überaktive Blase)
- Schwache oder unempfindliche Blasenmuskel (chronische Harnretention mit/ohne Harninkontinenz – Überlaufinkontinenz)
- Neurogene Harninkontinenz bedingt durch unterschiedliche neurogene Erkrankungen
- Kontinuierliche Harninkontinenz (extraurethrale Inkontinenz) bedingt durch angeborene Fehlbildungen oder erworbene Fisteln
Die häufigsten Harninkontinenzformen sind die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen liegt eine Kombination aus beiden vor, dies wird als Mischinkontinenz bezeichnet.
Das Syndrom der Überaktiven Blase (ÜAB) ist eine rein klinische Verdachtsdiagnose und beinhaltet folgende Symptome:
- Befehlhafter (imperativer) Harndrang, welcher zum Harnlassen zwingt
- Häufiges Harnlassen (Pollakisurie, 8 oder mehr Miktionen/Tag)
- Nächtliches Harnlassen (Nykturie)
- Dranginkontinenz (in ca. 25% der Fälle)
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Kliniksozialarbeit
Zielgruppe der Kliniksozialarbeit sind Patient*innen, deren teils komplikationsreiche, akute und chronische Erkrankungen oder Verletzungen bleibende Einschränkungen, tiefgreifende soziale Konsequenzen und Belastungen für sie und ihre Angehörigen zur Folge haben. Aufgrund dessen bedarf es professioneller Sozialarbeit, die in weiterer Folge die Lebenswelt der Betroffenen stabilisiert.
Wenn Sie eine Beratung durch eine/einen Sozialarbeiter*in wünschen, teilen Sie dies bitte Ihrer/Ihrem zuständigen Ärzt*in bzw. dem Pflegepersonal mit oder wenden Sie sich gleich direkt an die für Sie zuständige Kontaktperson.
Unterlagen für den stationären Aufnahmetermin
Neben Ihrer E-Card und einem Lichtbildausweis bringen Sie bitte folgende Unterlagen mit:
- Alle aktuellen Befunde
- Polizzennummer (bei Vorliegen einer Zusatzversicherung)
- Überweisungsschein bzw. Antrag auf Anstaltspflege von Ihrem Urologen/Ihrer Urologin
Sollten Sie blutverdünnende Medikamente (Aspirin, ThromboASS, Marcoumar, Plavix) einnehmen, so sind diese zehn Tage vor der Aufnahme in Absprache mit der/dem Hausärzt*in abzusetzen. Sie erhalten ein Ersatzpräparat.
Um Ihr anästhesiologisches Risiko bei einer Operation in Narkose abschätzen zu können, ist eine präoperative Narkoseuntersuchung (PNU) notwendig.
Zu diesem Termin bringen Sie neben E-Card und Lichtbildausweis bitte folgende Unterlagen mit:
- Ausgefüllten Anästhesiefragebogen
- Ausgefüllte Medikamentenliste
- Falls vorhanden: Allergiepass, Anästhesiepass, Blutgerinnungspass und Herzschrittmacherausweis
Die notwendigen Formulare schicken wir Ihnen mit der Terminbestätigung zu.