Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie

Über uns

Unser Ziel ist es, in Übereinstimmung mit dem Leitbild des LKH-Universitätsklinikum Graz, Patient*innen in den Mittelpunkt unserer Bemühungen zu stellen. Wir sehen unsere Aufgabe als Team in erster Linie darin, die strahlentherapeutisch-radioonkologisch ausgerichtete Betreuung nach neuestem medizinischen Wissensstand unter Einbindung von Forschung und Lehre mit größtem persönlichen Einsatz sowie unter Beachtung wirtschaftlicher Aspekte durchzuführen. Dazu wollen wir die Qualität in der Behandlung, Nachsorge und Dokumentation durch kontinuierliche Verbesserung der Dienstleistungen sowie durch Aus- und Weiterbildung steigern. Als universitäre Einrichtung sind wir zu Forschung und Lehre im Sonderfach Strahlentherapie-Radioonkologie verpflichtet.

Das breite Spektrum der Strahlentherapie


Für die Strahlentherapie gibt es an unserer Klinik zwei grundsätzliche Methoden: Die Bestrahlung von außen durch die sogenannte Teletherapie sowie das vorübergehende Einbringen einer radioaktiven Quelle in den Körper durch die Brachytherapie. Da diese radioaktive Quelle direkt an das zu bestrahlende Gewebe herangeführt wird, können durch diese Methode Nebenwirkungen minimiert werden. Mit diesen Informationsvideos bekommen Sie einen Einblick in den Ablauf der Behandlung.

In Sonderfällen kann die Strahlentherapie auch mit der sogenannten intraoperativen Radiotherapie während einer Operation zur Anwendung kommen.

Sieben Linearbeschleuniger sowie ein Röntgentherapiegerät stehen an unserer Klinik dafür zur Verfügung. Die bildgestützte Strahlentherapie erlaubt eine besonders genaue Positionierung der Patient*innen am Bestrahlungsgerät. Vor allem an den Linearbeschleunigern wird ein breites Spektrum an Sondertechniken angeboten:

Der Einsatz der stereotaktischen Strahlentherapie wird häufig bei kleinen Tumoren, deren Ausdehnung sich exakt abgrenzen lässt, empfohlen. Diese Methode wird auch als "Hochpräzisions-Strahlentherapie" bezeichnet: Sie kommt vor allem im Schädelbereich, aber auch an anderen Körperregionen, wie etwa Lunge oder Leber, zum Einsatz.

Die intensitätsmodulierte Radiotherapie kommt vor allem bei der Behandlung von Tumoren der Kopf-Hals Region und der Prostata, aber auch bei vielen anderen Zielgebieten zum Einsatz. Es wird dabei die Strahlintensität innerhalb eines Bestrahlungsfeldes variiert (moduliert). Diese Modulationen werden mit Hilfe spezieller Computersimulationen so berechnet, dass der Tumor bzw. das Zielgebiet möglichst exakt von der gewünschten Dosis erfasst wird. Zugleich kann umliegendes, gesundes Gewebe bestmöglichst geschont werden.

Die Realisierung dieser Intensitätsmodulation geschieht durch eine teilweise Ausblockung des Bestrahlungsfeldes, die sich kontinuierlich ändert und durch eine gleichzeitige kontinuierliche Drehung des Behandlungsgerätes um die Patientin bzw. den Patienten.

In der Röntgentherapie, auch "Orthovolt-Therapie" genannt, erfolgt die Behandlung mit Röntgenstrahlung, die von der Energie her mit jener des diagnostischen Röntgen vergleichbar ist. Unser Röntgentherapie-Gerät ist in der Lage, Energien zwischen 20 und 200 Kiloelektronenvolt zu liefern. Dieses Gerät wird nicht zur Behandlung von tiefliegenden Tumoren verwendet werden, sondern hauptsächlich für Ziele, die nahe an der Oberfläche liegen, eingesetzt. Neben Tumoren der Haut und der Wirbelsäule wird die Röntgentherapie häufig auch bei gutartigen Erkrankungen eingesetzt. Dazu zählen z. B. der Fersensporn oder Entzündungen der Gelenke. Auch bei der vorsorglichen Bestrahlung der männlichen Brust vor der Hormontherapie von Patienten mit Prostatakrebs wird die Röntgentherapie eingesetzt.

In Körperbereichen mit hoher Atembeweglichkeit kann es bei der Strahlentherapie von Vorteil sein, die Behandlung so zu steuern, dass sie nur in einer bestimmten Atemphase abläuft – somit ist die Strahlenbehandlung exakter und schonender möglich. Diese atemgesteuerte Bestrahlung, auch "Gating" genannt, wird an unserer Klinik zum Beispiel bei Behandlungen an der Brust und der Lunge eingesetzt. Technisch wird dies durch ein Infrarot-Kamerasystem ermöglicht, das über eine kleine Markierung an der Brustwand die Atembewegung analysieren kann.

In besonderen Fällen ist eine intraoperative Strahlentherapie von Vorteil, bei der die Bestrahlung unmittelbar während einer Operation durchgeführt wird. Nach der Entfernung eines Tumors kann – noch vor dem Verschließen der Operationswunde – das Gebiet, in dem sich der Tumor befunden hat, bestrahlt werden, um mikroskopische Tumorreste unschädlich zu machen. Der Behandlungsstrahl wird mit Hilfe einer Plastikröhre direkt auf das Zielgebiet gelenkt, wodurch das umliegende, nicht betroffene Gewebe bestmöglich geschont wird.

​Eine Ganzkörper-Bestrahlung (Total Body Irradiation, TBI) wird an unserer Klinik als Vorbereitung für eine Knochenmarktransplantation durchgeführt. Dazu wird die/der Patient*in vor der Behandlung vermessen, um einen Bestrahlungsplan erstellen zu können. Für eine gleichmäßige Bestrahlung ind an den schmäleren Körperstellen, wie an Kopf und Beinen, individuelle Abschirmungen notwendig. Die Bestrahlung erfolgt in liegender Position von beiden Seiten und dauert mehrere Minuten. Um zu bestätigen, dass die berechnete Dosis auch der tatsächlich bestrahlten entspricht, wird diese während der Bestrahlung gemessen. Dazu werden vor der Bestrahlung kleine Messgeräte mit Hilfe eines Klebestreifens an bestimmten Stellen der Haut aufgeklebt. Ein zusätzliches Messgerät wird zwischen den Oberschenkeln platziert. Diese werden sofort nach der Bestrahlung wieder entfernt.

Um die Genauigkeit der Bestrahlung der Prostata zu erhöhen, werden kleine Metallmarkierungen eingebracht (Goldmarker-Implantation). Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist relativ beweglich und verändert ihre Position u. a. in Abhängigkeit vom Füllzustand der Harnblase und des Enddarms. Allerdings ist die Prostata auf Röntgenaufnahmen, wie sie bei uns am Beschleuniger durchgeführt werden, nicht eindeutig erkennbar. Um dennoch eine genaue Positionierung der Prostata im Bestrahlungsfeld zu erreichen, kann diese vor Beginn der Behandlungsserie markiert werden. Dazu werden vier kleine Stifte aus Gold in die Prostata implantiert. Da Gold das umliegende Gewebe nicht beeinflusst, kann es auch nach der Bestrahlungsserie in der Prostata verbleiben. In den Röntgenaufnahmen unmittelbar vor der Bestrahlung sind diese vier Stifte nun sehr gut sichtbar und können so zur exakten Positionierung verwendet werden.

Intraoperative Elektronen-Radiotherapie

Bei der intraoperativen Elektronen-Radiotherapie (IOeRT) wird mit Hilfe eines Spezialgerätes während der Operation das Tumorbett lokal mit Elektronen bestrahlt. Dazu wird ein konventioneller Linearbeschleuniger verwendet, der mit Zusatzausstattung für diese Anwendung ausgestattet wurde.

Im Jahr 2017 wurde dafür auch ein dediziertes Gerät installiert, das aufgrund seiner hohen Flexibilität den Einsatz dieser sehr effektiven Behandlungsmethode in allen Körperregionen möglich macht. Dieses Gerät befindet sich in einem Hybrid-OP des neuen Chirurgie-Komplexes. Die Behandlung selbst erfolgt in Kooperation mit Expert*innen der Universitätsklinik für Chirurgie.

Medizinische Physik

Für alle physikalischen Fragestellungen rund um die Behandlung und die dafür notwendigen Geräte steht das Team der Medizinischen Physik bereit. Die Aufgaben der Physiker*innen umfassen:

  • Mitwirkung bei der Einführung und Überwachung beim Einsatz von Sondertechniken
  • Bestrahlungsplanung (Erstellen bzw. Überprüfen der Patient*innenpläne)
  • Qualitätssicherung und Konstanzprüfung an den Therapie- und Planungsgeräten
  • Aufgaben des Strahlenschutzes
  • Mitarbeit im Qualitätsmanagementsystem
  • Ansprechperson für weitere physikalische Fragestellungen

Unterstützt werden die Physiker*innen von vier Technikern, zu deren Aufgabengebiet zählen:

  • Unterstützung der Physiker*innen bei der Qualitätssicherung und Konstanzprüfung an den Behandlungsgeräten
  • Reparaturen an den Therapiegeräten
  • Betreuung der Werkstätte
  • Betreuung des EDV-Systems

Hochpräzisions-Radiotherapie

Die Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie Graz ist ein Zentrum für Hochpräzisions-Radiotherapie. Wir verfügen über langjährige Expertise auf diesem Gebiet und haben modernste Geräte und spezialisierte Systeme für die Planung und Durchführung dieser Behandlungen im Einsatz.

Intrakranielle Stereotaxie und Radiochirurgie

Bei der intrakraniellen Stereotaxie werden kleinvolumige Läsionen im Gehirn hochpräzise, bei gleichzeitiger maximaler Schonung des umliegenden Gewebes, bestrahlt.

Durch ein spezielles, röntgenbasiertes Bildführungssystem in Kombination mit individuell angefertigtem Immobilisierungssystem kann Submillimetergenauigkeit erreicht werden.

Diese hohe Präzision erlaubt es, in bestimmten Situationen die Gesamtdosis in einer einzelnen bzw. in einigen wenigen Behandlungssitzungen zu applizieren.

Stereotaxie im Körperstammbereich (engl. Stereotacic Body Radiotherapy, SBRT)

Das hochpräzise Stereotaxie-Verfahren lässt sich auch bei Tumoren oder Metastasen im Körperstamm anwenden (Lunge, Leber, Oberbauch). Durch spezielle zeitaufgelöste radiologische Verfahren (4D-CT) kann die atembedingte Tumorbewegung sichtbar gemacht werden, was eine sichere Bestrahlung am Linearbeschleuniger ermöglicht. Risikoorgane, die in unmittelbarer Nähe zum Tumor liegen, können durch eine atembasierte Ansteuerung des Linearbeschleunigers besonders geschont werden.

In bestimmten Situationen, wie z. B. der SBRT der Prostata, kann mit der integrierten Bildgebung die Organbewegung während der laufenden Strahlapplikation kontinuierlich mitverfolgt werden.

Multifokale intrakranielle Stereotaxie

Das HyperArc System (Varian Medical Systems) setzt neue Maßstäbe in der radiochirurgischen Bestrahlung multipler Tumoren im Gehirn. Es ermöglicht die simultane Behandlung von mehreren Läsionen mit der Methode der dynamisch modulierten Rotationsbestrahlung.

In Kombination mit dem Bestrahlungsplanungssystem Elements (Brainlab ) zur lokalen Entzerrung von MRTs und dem ExacTrac Dynamic Röntgen-Bildgebungssystem für die exakte Positionierung und Überwachung der Patient*innen wird ein Höchstmaß an Genauigkeit bei gleichzeitiger Minimierung der Dosisbelastung und Bestrahlungszeit erreicht.

Technische Ausstattung

Unsere Klinik verfügt über eine Reihe von Geräten und Systemen, die speziell für die Anwendungen in der Hochpräzisions-Strahlentherapie konzipiert sind. Kernstück ist der TrueBeam HD Linearbeschleuniger (Varian Medical Systems). Dieses Gerät verfügt über einen high-definition Multileaf Kollimator, der mit einer besonders schmalen Lamellenbreite von nur 2.5 mm die bestmögliche Feldanformung garantiert. Die hohen Dosisraten (bis zu 2,4 Gray pro Minute) erlauben schnelle Bestrahlungen und kurze Behandlungszeiten.

 

Bestrahlungsplanungssysteme
Elements Cranial (Brainlab)
Eclipse (Varian Medical Systems)
HyperArc (Varian Medical Systems)

Röntgen-Bildgebung und Patientenpositionierung
ExacTracDynamic (Brainlab)
Hypersight (Varian Medical Systems; ab Ende 2024)
Perfect Pitch 6D Behandlungstisch

Bestrahlungsgeräte
TrueBeam HD Präzisions-Linearbeschleuniger mit high definition MLC und 5 Photonenstrahlenergien (FF und FFF)
Novalis Tx